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Montag, 21. Dezember 2009

wintersonnenwende: mach' das licht an!

die kalten, dunklen monate des jahres sind immer wieder eine herausforderung für mich. seelisch. körperlich auch. die witterung macht mir schwer zu schaffen, der lichtmangel ebenso. schon seit vielen jahren ist deswegen die wintersonnenwende mein persönlicher alleroberwichtigster feiertag im jahr, meine allerheiligste heilige nacht. das ist heute. um 18:47 uhr, um genau zu sein. die lichter dürfen nicht ausgehen!




vor allem freue ich mir ein loch in den bauch, dass ab sofort die tage nicht mehr kürzer werden. auch wenn sie jetzt noch nicht sofort spürbar länger sind, sondern erst nach dem sogenannten dreikönigstag am 6. januar – so ist doch schon allein das wissen um diese tatsache für mich so dermaßen beruhigend und heilsam, dass mir mit sofortiger wirkung leichter wird ums herz: ich habe durchgehalten, ich habe es wieder einmal geschafft, ich lebe noch! am ende der dunkelheit ist licht in sicht!

in anderen, in älteren kulturen gab und gibt es viele mythen und bräuche um diesen kürzesten tag und die längste nacht des jahres. je weiter eine nach norden geht, je weniger das licht wird, um so wichtiger werden die feiern. es gibt ein großes feuer, man feiert die wiedergeburt des lichts, die rückkehr der sonne. das julfest in skandinavischen ländern zum beispiel, das war ursprünglich so eine uralte wintersonnenwendfeier. das lichterfest der heiligen lucia ebenso.

ab jetzt geht es wieder aufwärts. mach' das licht an!

genau das tue ich dann auch heute: ich mache alle lichter an in der wohnung, ich stelle kerzen auf, so viel meine schubladen nur hergeben und wo immer ich einen platz finde. es blitzert und leuchtet, schimmert und wärmt. mein herz, das hüpft!

weihnachten interessiert mich nicht. ich brauche auch keine geschenke. ich bin keine getaufte christin. wenn ich eine wäre, hätte ich die allergrößten schwierigkeiten, an diesen seltsamen lieblosen strengen strafenden vatergott zu glauben, der seinen sohn durch die vergewaltigung einer jungfrau gezeugt und auch sonst eine menge verbockt hat. dem herrn jesus wurde der geburtstag übrigens erst nachträglich auf den 25. dezember gelegt und mit schokkelade verbrämt, um den 'bösen heidis' den abschied von ihren alten wintersonnenwendparties zu versüßen.

seit damals war es dann auch vorbei mit dem wunderbaren alten brauch von „weib, wein & gesang“. das waren der fraulichen dreifaltigkeit, der großen mutter erde, der sonnengöttin gewidmete heitere feiern, bei denen die frauen meines urzeitlichen weiberclans – damals noch gesellschaftlich hoch angesehen - es sich gut gehen ließen miteinander.

das waren wunderbare, laute, unverschämt schamlose freudenfeste. mir ist fast so, als wäre ich selbst dabei gewesen. jedenfalls hatten die damen einen heidenspaß dabei.

irgendwann kamen die christenmänner und taten so, als ob weinweibundgesang ihre ureigene erfindung sei „pah! wo kommen wir denn da hin, wenn wir den frauen das unkontrollierte gemeinsame fröhlichsein erlauben?!“ so tönten die patriarchen, und plötzlich gehörte das feiern nicht mehr den frauen, sondern den männern, und die frauen durften nur noch vorher kochen und backen und nachher den dreck wegputzen, während die kerle auf ihren sofas immer dicker wurden.

die männer machten sich die frauen und die fässer untertan. herausgekommen ist dabei – wie wir alle wissen – jede menge „bier, mann & gebrüll“. aber wer will das schon? deswegen haben die männer weiterhin das schöne alte weiberwort benutzt, um ihre eigene grobheit zu kaschieren. ich finde, es wird höchste zeit, dass wir frauen uns dieses schöne, lebensfrohe ritual zurückholen, den männern das ihre lassen - und es dann aber auch so nennen.

so weit ein kurzer exkurs in die geschichte meiner vormütter. der ist übrigens nicht wissenschaftlich belegt. ich bin keine wissenschaftlerin. ich bin geschichtenerzählerin. trotzdem weiß ich sehr genau, wovon ich schreibe. passt bloß auf!

jedes jahr aufs neue frage ich mich, ob es sein kann, dass ich an einer bislang unerforschten krankheit leide: der kälte-allergie. sobald die temperaturen konstant unter 20 °C sinken, geht es mir nicht mehr richtig gut. die meiste zeit habe ich dann entzündete nebenhöhlen, entweder eine triefnase oder komplett ausgetrocknete schleimhäute, dazu juckende rote verquollene augen, verspannte schultern, einen hartnäckig harten nackenbereich mit einhergehenden kopfschmerzen, was wiederum den tinnitus verstärkt .... kurz: „dann hann isch esu richtisch dat ärm' dier!“ und wenn sonst schon niemand mitleid hat, muss ich auch das noch selber tun!

wie auch immer, leider leide leider leide! keine krankenkasse der welt wollte meine kälteallergie bislang als ernst zu nehmendes gebrechen anerkennen. man weigert sich konsequent, mir regelmäßig das winterhalbjahr zur kur in den tropen zu finanzieren. dabei wäre ich gar nicht teuer und auch schon mit den subtropen zufrieden! vielleicht wäre es sogar .... ähem .... „kostengünstiger“ (dooofes krankenkassenpolitikerwort) als hier zu bleiben? ich könnte mich dort ja auch durchaus nützlich machen.

nun, genug der aussichtslosen kämpfe! heute ist wintersonnenwende, draußen ist dunkel und eisig glatt, hier drinnen ist warmlicht und auch in meinem herzen fühlt es sich diesmal sehr viel heller an als in den jahren zuvor.

euch allen wünsche ich eine ebenso sanfte, heitere winterwende - ganz egal, wie ihr eure feier nennt, an wen oder was ihr glaubt, mit wem ihr seid oder auf welches datum ihr sie legt: lasst es licht und liebe sein. das ist alles.


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