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Januar 2021

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Mittwoch, 16. März 2011

insel des glücks

wohl die größte ironie an der ganzen katastrophe rund um das kernkraftwerk in der japanischen präfektur fukushima:

fukushima - japanisch 福島 - bedeutet ‚insel des glücks‘. ausgerechnet.


fukushima ist knappe 14.000 quadratkilometer groß, also etwas kleiner als schleswig-holstein. mit rund 2 millionen einwohnern ist es etwas dünner besiedelt als unser nördlichstes bundesland. städte und dörfer konzentrieren sich dicht gedrängt entlang der küste. die berge – wie in japan üblich - sind fast unbewohnt.

an der küste entlang gibt es die wichtigsten straßen und eisenbahn-verbindungen. ein großteil davon wurde durch das erdbeben und die anschließende tsunami zerstört. deswegen ist es derzeit so schwierig, dorthin zu gelangen – für lieferungen mit nahrungsmitteln, medikamenten, aufräumgeräten, akw-rettungs-equipment gibt es fast keine transportwege mehr.

auf seiner webseite wirbt fukushima um investoren und die ansiedlung von firmen mit sechs großen vorteilen. einer davon:

„Fukushima supplies a stable industrial infrastructure with few earthquakes and disasters, as well as plentiful water resources.“ (Fukushima verfügt über eine stabile industrielle Infrastruktur mit nur wenigen Erdbeben und Katastrophen sowie reichliche Wasserquellen.)

fukushima - seit fünf tagen insel des unglücks, hilflos. ein beben, ein großes wasser, eine schier endlose reihe atomarer katastrophen.

jiji, eines der größten japanischen online-nachrichten portale, meldet 6.600fache strahlung, 20km vom akw fukushima entfernt.

nun sollen die schmelzenden reaktorkerne mit wasserwerfern gekühlt werden. heute schneit‘s. hilft das vielleicht ein bißchen?

für die obdachlos gewordenen und evakuierten hunderttausende menschen hingegen macht das winterwetter die situation nur noch schwieriger.

mein gehirn will die bilder und informationen, die es im TV und internet sieht, einfach nicht zu einer realität koordinieren. es ist alles so surreal.

fukushima hat ein angenehmes klima am meer, den gleichen breitengrad wie sizilien. in knapp zwei wochen wird in japan die kirschblüte beginnen: ein landesweites frühlingsfest, das dem verlauf der kirschblüte von süden nach norden folgt und sich alljährlich über mehrere wochen hinzieht.

so sehr ein japanisches symbol für frieden und wohlstand, dass es im japanischen völlig ausreichend ist, „hanami - 花見 - blüten-sehen“ zu sagen. ohne den zusatz ‚kirschen‘: jedeR weiß, dass damit immer und ausschließlich kirschblüten gemeint sind.

falls es dann im land der glücksinseln und den anderen von den katastrophen betroffenen landesteilen japans noch kirschbäume gibt, wird das ein seltsamer anblick. zartrosafarbene, duftige pracht zwischen trümmern und geborstenen atommeilern.

ich sage jetzt, dass bis dahin das allerschlimmste nicht passiert sein wird, dass es nach all den katastrophen doch noch ein wunder gibt. das sage ich jetzt! ich sage es dem universum und amatarasu omikami - der großen mutter sonnengöttin - und allen anderen kosmisch zuständigen.

die menschen in fukushima können doch nichts dafür, dass machtgeile regierungen und geldgeile energiekonzerne weltweit so eine schreckenstechnik forcieren. bloß, weil man aus dem angereicherten uran für die brennstäbe auch bomben bauen könnte - aus nem windrad aber nicht. könnte man diejenigen verantwortlichen jetzt mal bitte alle zum löschen und kühlen einteilen?!


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Sonntag, 13. März 2011

erdbeben - seelenbeben

am frühen morgen des 11. märz erreichten mich die ersten nachrichten von einem schweren erdbeben in japan.

blick auf den fuji (halbinsel izu)

ich nahm es wie beiläufig zur kenntnis. erdbeben gibt es in japan täglich, habe ich selbst miterlebt. einfach eine weitere katastrophenmeldung. ein freitagsbeben, nichts weiter.

die nachrichten ließen nicht locker. erdbeben. tokyo. jisshin. tohoku. sendai. große flutwelle. fukushima. tsunami. kernkraftwerke betroffen. fukushimadaiichigenpatsu 福島第一原発 AKW Fukushima 1 evakuiert ...

seit freitag nachmittag sitze ich wie gebannt vor fernseher und pc im multitasking, kann einfach nicht fassen, was passiert ist und noch passiert. tv in deutsch, auf dem laptop den japanischen sender NHK livestream - abwechselnd im japanischen o-ton und englischer übersetzung. mir ist schlecht. aber ich kann mich auch nicht trennen.

diese schrecklichen bilder, immer wieder. je schrecklicher die nachrichten, desto versteinerter die gesichter der nachrichtensprecherInnen. sie beten tote, betroffene orte, zahlen und immer wieder genshiryokuhatsudensho AKW vor sich her wie ein frühstücksmantra.

einmal mehr weiß ich, warum aus meiner karriere als nachrichtenredakteurin im öffentlich-rechtlichen rundfunk nichts geworden ist. ich habe es einfach nicht ausgehalten, all diese katastrophen, hiobsbotschaften und verlogenen politikerstatements in unkommentierte drei-satz-botschaften zu packen.

die profis nennen das „professionelle distanz“. die ist unbedingt notwendig, um sich selbst zu schützen. eine fähigkeit, über die ich nicht verfüge. tränenüberströmte nachrichtensprecherinnen sind nicht vorgesehen. mein innerer emotionaler druck war so groß, dass ich nur noch mit entsetzlichen kopfschmerzen vor dem ticker saß.

die, die jetzt über und aus japan mit großer fassung berichten, haben meinen allergrößten respekt. diese professionelle distanz darf man nicht mit gefühllosigkeit verwechseln: es ist allerhärteste arbeit, angesichts der schrecklichen nachrichten und bilder aus japan - gegen die selbst die schockierendste horrorgeschichte von stephen king daherkommt wie seichter kindergartenkram - die eigenen gefühle im zaum zu halten.

die bilder und töne aus japan sind entsetzlich. dahinter verbirgt sich unvorstellbares leid und große gefahr. es ist fast unerträglich, nicht eingreifen, nicht helfen zu können - und dennoch alles wie live im TV mitansehen zu müssen.

ich weine, ich wüte. so viel leid. so hilflos. renne in der wohnung auf und ab. starre wieder fassungslos.

würde ich noch alkohol trinken, dann gäbe ich mir jetzt die kante. besinnungslos. diese option fällt aus. also heißt es aushalten.

aushalten, dass es dinge gibt auf dieser welt, in diesem leben, die außerhalb unserer kontrolle sind; gegen die es keine versicherung gibt. sie passieren genau jetzt. im grunde passieren sie ständig, irgendwo auf der welt.

mich treiben fragen um von so dermaßen grundsätzlicher art. dass ich noch nicht einmal weiß, ob antworten jetzt wirklich helfen könnten.

natürlich weiß ich, dass es niemandem hilft, weder in japan noch sonstewo, wenn jetzt ich hier eine mitleidsdepression kriege, in der relativen sicherheit meines bequemen sofas mit funktionierender zentralheizung. aber gelassene heiterkeit geht auch nicht, will mir ganz und gar nicht nicht gelingen.

ich habe eine weile in japan gelebt, bin damals grinsend und gruselnd vor dem atomkraftwerk gestanden, das meer direkt daneben. alles so friedlich und doch lauernde, unkontrollierbare tödliche gefahr, von menschen gemacht. tschernobyl hatten wir damals schon hinter uns.

als ob die gefahren, die von natur aus lauern, nicht schon genug wären auf diesem planeten, muss die zuvielisation auch noch die allergefährlichsten dinge obendrauf setzen.

wenn ich als einzelne frau so potentiell selbstschädigend handele, kriege ich eine einweisung in die klapse. erst recht, wenn ich dabei auch noch leib und leben von millionen anderen menschen riskiere.

keine unserer regierungen muss sich für den unfug verantworten, niemand von den gemeingefährlichen profilneurotikerInnen muss in die klapse - im gegenteil: selbst ich als kleine ministeuerzahlerin subventioniere den ganzen wahnsinn auch noch.

während japan aufs schlimmste erschüttert wird, während dort riesige wellen ganze städte fortspülen, während atomkraftwerke bersten mit unabsehbaren folgen - zickt mein neuer nachbar rum, weil an seinem neuen auto zwei kleine kratzerchen sind von ca. 3 und 5,5 mm länge. die habe ich verursacht, als ich vergeblich versuchte, mein garagentor zu öffnen, das er mir mit seinem neuen auto über mehrere tage zugeparkt hatte. nun will er, dass ich (bzw. meine haftpflichtversicherung) ihm eine komplette neulackierung der gesamten autorückseite bezahle.

schön für den jungen mann, dass er keine anderen sorgen hat, als seine als motorhaube getarnte schwanzverlängerung makellos zu halten. der aktuelle stand in japan: mindestens zig-tausende tote, hunderttausende obdachlos, zwei geschmolzene reaktorkerne, verseuchte anwohner, hunderttausende evakuiert ....

an meiner tankstelle sinken die benzinpreise um satte 10 cent und liegen seit wochen erstmals wieder unter 1,50 euro. wo ist die logik? ist da eine?

der japanische wetterbericht sagt sonniges vorfrühlingswetter voraus. nachts immer noch bitterkalt. aber im süden des landes naht die kirschblüte. das interessiert niemanden mehr. wichtig ist nur die windrichtung: zieht die atomwolke über land oder aufs meer?

bilder von hilflosen hilfstruppen, die ratlos vor einem meer von trümmerhaufen stehen. häuserteile, autowracks, brettersplitter, schlammbedeckt bis zum horizont - und dazwischen menschen - überlebende? tote? wie finden? wie vorgehen? wo anfangen?

im japanischen fernsehen steht die sprecherin vor landkarten, mit ortsnamen und zahlen gespickt. wie sonst die aktuellen temperaturen des wetterberichts, listet sie heute strahlend die zahlen der menschen auf, die evakuiert und gerettet werden konnten.

mittlerweile mehr als 300 000.

aus den atomkraftwerken weiß der japanische sender nichts neues zu berichten.
in der ARD läuft die sendung mit der maus.


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Mittwoch, 9. März 2011

meine vorbilder

ein schulaufsatz

als ich noch ein kleines mädchen war, wollte ich unbedingt lehrerin werden. die klassenlehrerin in der grundschule war mein großes vorbild. zumindest verehrte ich sie sehr. am meisten verehrte ich sie, weil sie mir gute noten gab. sie hatte die macht über wohl und wehe aller schulkinder. mir wollte sie wohl.

erdmännchen? erdweibchen?

meine grundschullehrerin war mir nicht wirklich ein vorbild. ich kannte sie ja kaum. aber sie war die erste frau in meinem leben, die nicht nur hausfrau war. sie hatte einen eigenen beruf, sie verdiente eigenes geld, sie war von niemandem abhängig, durfte sogar ihre eigene meinung sagen. andere leute (also ich und meine schulkameradInnen) mussten tun, was sie sagte - und wir mussten es gut machen, sonst gab es schlechte noten. ja: sie hatte macht. das gefiel mir.

meine eigenen eltern taugten als vorbild wenig. der vater meist fort zur arbeit. war er zu hause, saß er entweder vor dem fernseher, schnarchte auf dem sofa oder lag nach der nachtschicht im bett. er war ein sehr abwesender vater. außerdem war er ziemlich dick, furzte und rülpste nach belieben: SEINE vorbilder waren mittelalterliche ritter. ich mochte ihn nicht. ich ekelte mich. er war mir peinlich.

auch die mutter war mir wenig vorbild mit ihrer eiskalten ungeduld. sie arbeitete zwar auch hin und wieder, dies und das - ließ aber regelmäßig durchblicken, dass ihr das alles zu viel sei und dass sie das nur für uns täte - also nur für die schwester und für mich - weil wir uns sonst nichts hätten leisten können. sie war oft schlecht gelaunt und zog sich immer wieder mit migräne in ihr schlafzimmer zurück.

ich verbrachte sehr viele tage meiner kindheit auf zehenspitzen, weil entweder der vater oder die mutter absolute ruhe brauchten. ich lernte: weil es mich gibt, geht es den eltern schlecht. nein: zu hause kein vorbild nirgends.

nach der grundschule waren mir auch die lehrerinnen auf dem gymnasium kein vorbild mehr: allesamt strenge alte jungfern. die meisten ziemlich schmallippig. zwar gab es die eine oder andere lehrerin, die ich sehr liebte - meine kunstlehrerin zum beispiel: sie war mit einem blinden goldschmied verheiratet und wunderbar feinfühlig. vor den meisten aber hatte ich angst. so furchterregend wollte ich nun wirklich nicht werden.

mit den vorbildern hatte ich es also nicht leicht. frauen, denen ich hätte ähnlich werden wollen, gab es wenige. die, die ich verehrte, fanden in den strengen augen der eltern keinen gefallen.

bezaubernde jeannie, die war super! wie sie immer ihren willen kriegte und den mann an der nase herumführte. wunderbar! leider nicht realistisch - dieses vorbild taugte höchstens für den karneval.

eine geistreiche, kluge philosophin wollte ich werden, wie simone de beauvoir. als ich erfuhr, welchen preis sie dafür zahlte im zusammenleben mit herrn sartre, schrumpfte sie vor meinen augen zusammen. was nicht heißt, dass ich ihre texte nicht trotzdem bewunderte.

ganz enorm beeindruckt hat mich die schweizerin isabelle eberhardt, die in männerkleidern allein durch die sahara ritt, romane schrieb und reiseberichte: „ohne Schreiben gibt es keine Hoffnung für mich in diesem verfluchten Leben in ewiger Finsternis”. das war ich! alleine in die wüste, das habe ich mich aber dann doch nicht getraut. und schon mit 26 sterben wollte ich auch nicht.

irgendwann blieb keine mehr übrig, und lange zeit wollte ich sein wie verschiedene männer. als vorbilder wählte mir natürlich nur die allerberühmtesten: pablo picasso oder marcel duchamp, charles bukowski oder tom waits zum beispiel.

ich habe tatsächlich geglaubt an das, was mir in der schule beigebracht worden war: dass männer und frauen gleichberechtigt seien und gleiche chancen hätten.

ich dachte, ich könnte mich frei bewegen auf diesem planeten, könne sagen was ich denke und tun, was mir beliebt und meinem wesen entspricht. riskant leben, ein bißchen bohème sein - trotzdem respektiert werden und anerkennung finden. wie andere männer eben auch.

ich habe mir lange vorgemacht, dass das möglich sei. dabei war das vielleicht der größte irrtum meines lebens. und der kraftraubendste.

es war sehr schmerzlich, einzusehen, dass ich nicht frau sein kann und trotzdem leben wie ein mann. wie deprimierend! damit waren alle meine vorbilder hinfällig. egal welchen geschlechts.

mit den jahrzehnten lernte ich, dass es im leben sowieso nicht in erster linie um vorbilder geht, sondern darum, die zu werden und zu sein, die ich wirklich bin. mit ganzem herzen ich selbst und sonst gar nichts.

allerdings gehe ich bis heute nicht davon aus, dass “die zu sein, die ich bin” ein erreichbares endziel ist, an dem ich perfekt und fertig wäre. welch eine schreckenslangweilige vorstellung!

“sein, wer man wirklich ist” - das ist vielmehr ein immerwährender prozess, in dem ich mich - hoffentlich - bis an mein lebensende befinden werde. ich gehöre ganz sicher nicht zu den menschen, die irgendwann von sich behaupten wollen oder können, sie seien fertig. ich möchte mein leben lang lernen, mich ein leben lang verändern und womöglich sogar täglich neu erfinden dürfen.

wenn mir das gelingen könnte, in liebevoller achtsamkeit - dann wäre ich mein eigenes vorbild.


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Mittwoch, 2. März 2011

verkehrserziehung

„Wer abbiegen will, muß dies rechtzeitig und deutlich ankündigen; dabei sind die Fahrtrichtungsanzeiger zu benutzen“ - und zwar, bis sicher ist, dass andere verkehrsteilnehmerInnen das vor dem eigenen abbiegen bemerken konnten. so steht es in der deutschen straßenverkehrsordnung, StVO § 9, die für alle verkehrsteilnehmerInnen verbindlich ist.


„fahrtrichtungsanzeiger“ im sinne der deutschen straßenverkehrsordnung sind - beim auto - im allgemeinen diese kleinen gelben lämpchen: vorne und hinten, rechts und links. im volksmund auch „blinker“ genannt.

diese blinkelämpchen sind im grunde ganz einfach und unkompliziert in betrieb zu setzen: vorne in der nähe des lenkrads gibt es dafür nette hebelchen, die ganz leicht erreichbar und ohne verrenkungen zu bedienen sind.

in deutschland gibt es elektrisch blinkende fahrtrichtungsanzeiger am auto immerhin seit den 50er jahren – also seit mehr als einem halbem jahrhundert. davor wurde das abbiegen halbautomatisch angezeigt mit mechanischen ‚winkern‘ und noch früher mit metallschildchen, die während der fahrt von hand betrieben wurden.

im grunde also lange genug, um sich damit anzufreunden und an deren gebrauch zu gewöhnen.

worauf ich hinaus will?! ich bin genervt, weil gefühlte 69 % der autofahrerInnen gar nicht zu wissen scheinen, dass sie so was am auto haben. mein gefühl trügt mich natürlich. in echt sind es nur ein gutes drittel (studie des Auto Club Europa ACE von 2008), die gar nicht blinken oder falsch oder zu spät.

woran liegt‘s?! das ist ja nicht neu. früher, als ich noch in berlin (west, später einig) lebte, war meine theorie, dass die DDR aus reiner perfidie in ihren grenzübergangsanlagen blinkerzerstörsender eingebaut hatte, so dass die innerstädtisch an vielen autos nicht mehr funktionierten.

seitdem ich auf dem land lebe in BRD südwest, weiß ich, dass es nicht nur daran gelegen haben kann. denn auch die landbevölkerung liebt (und/oder kennt) ihren blinkerhebel nicht.

leider kann ich nicht in die köpfe hinter den lenkrädern blicken. denken sie „blinken VOR dem abbiegen? wozu?! ich weiß doch, wo ich hin will!“ oder „wo ich hin will, das geht euch alle gar nichts an. das zeige ich  nicht – wozu haben wir datenschutz?!“ oder haben sich die sparsamen schwaben, die meist feist und selbstzufrieden in ihren sterngekrönten karossen sitzen, blinkerfreie sonderanfertigungen bauen lassen, weil die billiger sind?

allenfalls wird nach dem abbiegen geblinkt: als ob sie einen an der nase herumführen wollten oder einen lästigen verfolger abschütteln: „ätschbätsch ich bin abgebogen und du hast es gar nicht gemerkt!“

ja. ich bin genervt. weil das meine zeit kostet und doppelte aufmerksamkeit verlangt im ohnehin oft unübersichtlichen verkehrsgewusel.

genau so genervt bin ich von den kerlen, die mir testosterongesteuert an der stoßstange kleben – bloß weil ich mich an die erlaubte höchstgeschwindigkeit halte. sicherheitsabstand?!  halber tacho?! das ist doch nur was für fahranfänger! ich muss mich dann immer sehr zusammenreißen, nicht vor lauter schreck eine sofortige vollbremsung hinzulegen.

vor vielen jahren war ich einmal sehr liebevoll befreundet mit einem taxifahrer. der hatte voll die ruhe weg und sagte „es gibt überhaupt keinen grund, ungeduldig zu werden und zu drängeln, bloß weil vor mir jemand langsamer ist und nicht so schnell fährt, wie ich das möchte.“ eben.

trotzdem verzichte ich in den mit blendlicht genötigten augenblicken (in denen dann seltsamerweise auch deren überholspurblinker wieder funktioniert) auf die schreckbremse - aus gründen der kognitiven disziplin. schließlich wäre dann ich diejenige, deren auto platt gefahren wird.

das eigene auto platt gefahren kriegen, das ist schon schlimm genug, wenn eine nicht drin sitzt. so wie es mir hier im dorf vor ein paar jahren passierte:

brav parkte mein auto vor dem haus, während ich mit dem fahrrad unterwegs war. nichtsahnend kam ich zurück, da war das hinterteil von meinem alten, aber zuverlässigen golf nur noch schrott. kein täter weit und breit, nicht mal eine nachricht unterm scheibenwischer.

als ich ins haus kam, lauerte mir der vermieter auf und teilte mir mit, ich solle nicht erschrecken mit dem auto, das sei nur der ehemalige dorfmetzger gewesen; dem sei in der kurve oberhalb von meinem parkplatz der anhänger von der kupplung gesprungen (weil er es wohl eilig und den hänger nicht sorgfältig genug befestigt hatte) und rückwärts den berg runter auf mein auto gerollt.

aha.

ich könne doch froh sein, dass ich nicht dringesessen sei und überhaupt noch schlimmer wäre es gewesen, wenn das auto andersrum gestanden wäre, dann wäre der motorblock kaputt. und noch noch schlimmer wäre es gewesen, wenn da menschen oder gar kinder gestanden hätten und totgerollt worden wären von dem anhänger. aber so sei es ja nur der kofferraum, das auto könne ja noch fahren und das bräuchte man nicht der polizei melden. sagte der vermieter.

ich war sehr genervt und sehr wütend, weil ich den ganzen ärger an der backe hatte mit der versicherung vom ehemaligen dorfsmetzger, während selbiger sich feist und selbstzufrieden in seinen fernsehsessel fläzte und sich von seinem schreck erholte.

mein gut gepflegter golf war ein wirtschaftlicher totalschaden, die metzgersversicherung zahlte nur den restwert – und das war weit weniger als ein gleichwertiges gebrauchtes auto kostete. es war sehr lästig und zeitaufwändig, einen angemessenen ersatz zu finden.

der ehemalige dorfsmetzger übrigens hat sich nicht ein einziges mal bei mir gemeldet. geschweige denn für den angerichteten schaden entschuldigt.

so sind sie hier auf dem lande. sehr verkehrsungezogen.


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