Achtung. Achtung. Achtung.
Wir sind umgezogen!

Januar 2021

Das Büro für besondere Maßnahmen ist ab sofort erreichbar auf mojour.de

Nach und nach werden alte Beiträge – ggf. aktualisiert und überarbeitet – dorthin umziehen. Bitte folgen ... :-)

Mittwoch, 28. Juli 2010

neue aussicht

nur mal schnell eine kurze maßnahme, um euch mitzuteilen, dass mein büro die aussicht gewechselt hat.

grand hotel heiligendamm: rückansicht I

die sommersendungen kommen nun aus dem sanatoriums-büro. das ist nicht annähernd so schön wie mein home-office, es gibt auch keine katze. die aussicht ist garstig und deutschgrau, ein schnöder hinterinnenhof. das wage ich euch gar nicht zu zeigen.

für das foto bin ich fast aufs dach geklettert. ihr seht schon: ich wohne in der zweiten reihe. in der ersten reihe steht das grand hotel, und das zeigt allen anderen sehr genau, wo sie hingehören: nach vorne nämlich nicht.

der zugang zum strand ist kilometerweise abgezäunt: gerade so, als ob da immer noch wer gipfeln täte und dringend vom volke abgeschirmt werden müsse.

weil die feinen herr- und damenschaften in den weißen villen nicht wollen, dass frau kunz und herr hinz zu nah an ihrem hotelzimmer vorbeilatschen, werden aus dreihundert metern luftlinie mal eben zwei kilometer. nicht einmal das kurhaus ist öffentlich zugänglich.

für unsereins krankes tränenhuhn ist das nun sehr beschwerlich, immer den großen doofen umweg laufen zu müssen. wo ich doch das meer so liebe.

schon brecht hat seinen galilei sagen lassen: „angesichts von hindernissen mag die kürzeste verbindung zwischen zwei punkten die krumme sein.“

so ist das leben
außerdem regnet es hier
ich bin indigniert


ps am 30.07.2010
hier zum anschauen ein aktuelles spiegel-video


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Mittwoch, 21. Juli 2010

geschafft? geschafft!

gegen ende habe ich die arbeitsstunden rückwarts gezählt und jeden tag ein stück vom maßband abgeschnitten.

barke: schwanenweiher, breisach

und dann ist mir der abschied gestern doch schwergefallen. von den menschen. nicht von der arbeit. es gab kolleginnen, die geweint haben, weil ich gegangen bin, weil sie mich so sehr vermissen werden. ich habe auch geweint, mit sehr gemischten gefühlen.

ich weinte tränen der verzweiflung, eben weil ich mich dort so sehr abschneiden und verengen musste, um die arbeit einer verwaltungsangestellten machen zu können. und ja! es hätte doch auch einfach ein netter arbeitsplatz sein können, oder?! wenn schon die bezahlung nicht über den eines 1-euro-jobs hinausging. war es aber nicht.

warum ist der arbeitsalltag im deutschen grauland oft so schwer und schwierig und freudlos, so kleinkariert und streng reglementiert? für lachen und menschlichkeit scheint kaum jemals platz zu sein. obwohl das doch niemals die arbeitskraft mindern, sondern ganz im gegenteil erst alle energien so richtig in fluss bringen könnte.

woher kommt dieses deutsche vorurteil, dass – wer lachen kann und charmant sein, angeblich nicht richtig arbeiten will, statt dessen faul sei und „nicht bei der sache“? ich halte es da lieber mit dem dalai lama, der einmal sagte (oder schrieb) „wenn leute lachen, sind sie fähig zu denken“. namastè!

aber dort, nun ja. ich will ja niemandem böses unterstellen. aber ich hatte doch des öfteren den eindruck, dass da menschen unterwegs waren mit der maxime „wer zuerst lächelt, hat verloren.“ ich habe meine würde gewahrt und mich nicht daran gehalten.

nicht geweint habe ich bei der obligatorischen verabschiedung im beisein vieler kollegInnen. da habe ich mich da so dermaßen zusammengerissen, dass ich mich jetzt kaum noch an die situation erinnern kann – weder an menschen noch an worte. ich bekam nicht nur ein offizielles abschiedsblümchen, sondern gleich mehrere sehr persönliche geschenke und grußkarten verbunden mit der bitte, den kontakt nicht abzubrechen. das weiß ich noch, weil die beweise jetzt hier vor mir auf dem tisch liegen. das berührt mich sehr. ich habe spuren hinterlassen, und ich habe so vieles bekommen im herzen. das ist in geld und gold nicht aufzuwiegen.

im nachhinein weine ich tränen der erleichterung, weil ich meine vertragspflicht erfüllt habe und fertig bin. ich habe auf diesem arbeitsplatz sooo sehr gelitten. auch wenn ich das dröge hochschul-, verwaltungs- und wissenschafts-speak in den fast sieben monaten einigermaßen verstehen gelernt habe – so war ich doch bis zum schluss nicht darin heimisch und habe mich immer gefühlt wie auf einem giftgrünen planeten in einer feindlichen galaxie. jetzt darf ich wieder nach hause und bin erst einmal damit beschäftigt, den weg zu mir selbst zurück zu finden.

gleichzeitig bin ich stolz, eben WEIL ich durchgehalten habe bis zum schluss, meinen vertrag „ordentlich“ erfüllt: keine unnötigen krankheitszeiten produziert, bei aller not eine gute kollegin gewesen und korrekte arbeit abgeliefert sowieso – auch wenn ich mich dabei oft fast zu tode gelangweilt habe oder bis an die grenzen genervt war.

ich fühlte mich auch oft überfordert, weil es zwar jede menge arbeitsaufträge gab, aber fast keine einarbeitung: die informationen, die notwendig waren zur erledigung, die musste ich mir oft erst mühsam selbst beschaffen bzw. hellsehen. das war überaupt kein schönes arbeiten, weil meistens nicht einmal die auftraggeberInnen wussten, was genau zu tun war.

stolz und dankbar bin ich – in aller demut – dass ich das alles durchgehalten habe, ohne einen rückfall in den alkohol zu machen. das ist bei allem das wichtigste für mich – und die oberste bedingung, um meine jetzt neu wiedergewonnene „freiheit“ so gut wie möglich genießen zu können.

etwas angst ist gerade auch dabei, weil ich nach der sommerpause vorerst wieder nur von zu hause aus arbeiten werde, da ist auswärts noch nichts in sicht. das wird mir wahrscheinlich nicht ganz leicht fallen, dann wieder ohne spiegelung im außen leben zu müssen: niemand, der/die regelmäßig 'guten morgen' zu mir sagt und so'n zeug, was für „alle anderen“ ganz normal zum leben dazugehört. nichts wird passieren, das ich nicht selbst vorher geplant und organisiert habe.

statt dessen werde ich wieder tag und nacht den vermieter auf seinem akkordeon dudeln und dazu pseudomelodisch jaulen hören. weia. aber darüber kann ich immer noch jammern, wenn es dann so weit ist ;-)

fröhlich bin ich jetzt, und das ist wirklich wunderbar! das fühlt sich fast so unbeschwert an wie früher als kind, dieses jubelnde „die doofe schule ist aus! zeugnis ist gut! ein langer wilder sommer liegt vor mir!“

das ist und bleibt wohl immer die schwierigste und gleichzeitig schönste aufgabe in meinem leben: die zu werden und zu sein, die ich wirklich bin.

nun also zurück zu mir: freie radikale – mit allen vor- und allen nachteilen. yessss!


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Samstag, 17. Juli 2010

abschiedsschmerz

gestern habe ich die schwiegerkatze wieder abgegeben. ungefähr sieben wochen hatten wir miteinander. es war oft lustig, noch öfter zärtlich und sehr verspielt.


das katzebutz hat eine katzentransportkorbphobie. es war nicht einfach, sie in das kistchen zu setzen, so sehr hat sie sich gewehrt mit zähnen und krallen.

jetzt tut‘s weh, und ich bin fast dankbar für die blutende kratzspur. der schmerz in meinem leben ist selten so sichtbar:

die katze kommt in zwei monaten zurück. die freundin, der sie gehört, werde ich für viel viel längere zeit nicht sehen.

aua.


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Mittwoch, 14. Juli 2010

ein wespennest gestochen

vier stück. in jedem dachfenster eines. wespennester. kleben von außen unter der abdeckung der fensterrahmen. seit wochen schon. ungefähr zehn zentimeter im durchmesser. pro stück zwei bis drei dutzend wespen. oder mehr.

nestbau: gallische feldwespen

womöglich schon seit jahren, jedes jahr wieder - und ich habe sie erst dieses jahr entdeckt. zumindest eines war schon im vergangenen jahr da. das eine am großen bürofenster. das mit der schönen aussicht.

entdeckt habe ich die tierchen, als im spätsommer die schwarzen larven aus den waben rutschten, bei geöffnetem fenster auf mein sofa glitschten und doofe schwarze flecken hinterließen. zuerst dachte ich, da scheißt mir was in die wohnung. aber niemand hat mich beschissen.

das waren wespenlarven. weil das nest nicht waagerecht gebaut ist, sondern schräg über kopf. komisch, dass die wespen das nicht wissen. man baut doch kein nest mit larvenrutsche.

bei mir jedenfalls purzelten ihre larven auf den teppich. erst fand ich's eklig. dann habe ich mich informiert. nicht gefräßige deutsche wespen siedeln an meiner hütte, sondern zierliche gallische feldwespen. die sind geradezu friedfertig unanggressiv und sehr nützlich. jedenfalls stechen sie fast gar nicht. sind also harmlos.

danach fand ich meine zahlreichen schwarzgelben mitbewohnerinnen eher spannend: alles, was sich um die moskitos in meiner nähe kümmert, ist mir willkommen.

in diesem jahr habe ich das erste nest entdeckt, als ich während der beginnenden hitzewelle ein großes nasses tuch von außen auf das dachfenster gelegt habe. das mache ich jeden sommer. für die verdunstungskühle. das hilft mir, in der wohnung nicht allzu sehr zu schwitzen. sonnig warme südwestseite, die mit der schönen aussicht.

als ich etwas ungelenk mit dem großen schweren handtuch hantierte, haben sie sich wohl gestört gefühlt. eine von allen hat mich gestochen. es war weniger schlimm als ein mückenstich, tausend mal harmloser als ein bremsenbiss.

erst hatte ich angst. dann habe ich mich noch einmal schlau gemacht. habe überlegt, das nest entfernen zu lassen. wespen stehen unter naturschutz. kann ich nicht selbst machen. da muss ein wespenbeauftragter her. ist allein auch zu gefährlich. ein wespenbeauftragter kostet geld. geld habe ich nicht so viel.

hin und her habe ich überlegt. eine freundin sagte „das musst du nicht selbst zahlen. ist vermietersache. das nest ist da schließlich, weil die baulichen gegebenheiten das möglich machen.“

ich habe weiter hin und her überlegt. den vermieter informieren? der schert sich einen dreck um naturschutz, streicht nur mit totenkopfgiftiger farbe, fährt ein benzinverbrauchsintensives auto. er gehört zur goldenen generation: kurz nach dem krieg geboren, ein leben lang nur aufschwung erlebt, von der lehre bis zur rente im selben betrieb – er kann es sich leisten, unseren planeten zu verprassen.

die armen wespen. hätte ich dem vermieter davon erzählt, der wäre gleich mit der giftspritze gekommen, hätte alle nester effektiv und gnadenlos ausgeräuchert: mich, meine wohnung und die katze wahrscheinlich gleich mit.

ich konnte mich nicht entscheiden. da die wespen wirklich nicht aggressiv sind und sich im grunde für nichts interessieren außer ihren nestbau, habe ich sie erst mal geduldet.

so nach und nach entdeckte ich an allen anderen schrägen dachfenstern je eine weitere dieser akkuraten architektonischen naturschönheiten, gebaut von gallischen feldwespen.

ich gewöhnte mich daran. so leben wir nun schon seit mehreren wochen als hausgemeinschaft. vier wespennester und ich. erstens bin ich sowieso nur noch bis ende des monats hier. wenn ich dann zurück komme im september, ist die wespenflugsaison quasi vorbei. kein grund zur panik.

kein drama also, die wespen und ich. bis gestern abend eines der nester sich löste und mir fast auf den kopf fiel: am fenster im bad, direkt über dem klo. da saß ich.

wenn so ein nest abstürzt, sind drei dutzend wespen irritiert. dann stechen sie natürlich doch, weil sie angst haben um ihre brut: die arbeit eines ganzen sommers dahin, das lebenswerk von dreißig wespen zerstört.

also doch ein kleiner grund zur panik, aber ich hatte glück. das nest fiel mir nicht auf den kopf, sondern blieb hängen am fenstergriff. da hing es dann. direkt über mir. drei dutzend irritierte wespen.

ich wusste nicht, wie ich dieses noch bewohnte und bestens bewachte wespennest an einen absturzsicheren platz hätte bugsieren können, ohne selbst zerstochen zu werden.

nicht einmal das fenster hätte ich schließen können, ohne einen wespenaufruhr zu riskieren. das lose wespennest hätte jederzeit - auch ohne weitere erschütterung - vollends abstürzen können.

niemals in meinem leben hatte ich angst, dass der himmel mir auf den kopf fallen könnte. aber vor bewohnten wespennestern habe ich respekt. ich wäre sicher nicht daran gestorben. aber ich hatte angst.

da habe ich es getan. ich habe die giftspritzdose geholt und gut zwei dutzend französische feldwespen ermordet. es war vorsorgliche notwehr. es tat mir unendlich leid. das verlassene nest habe ich später in die dachrinne geschubst. es war ganz leicht.

nun sehe ich immer wieder wespen, die ganz ratlos umherfliegen an dieser stelle am badezimmerfenster über dem klo, wo bis gestern ihr arbeitsplatz war. ich bin zerknirscht. ich habe alle leichen um verzeihung gebeten. alle überlebenden auch.

jetzt habe ich nur noch drei wespennester. ich werde versuchen, bis zur abreise die fenster nicht allzu oft zu öffnen.


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Sonntag, 11. Juli 2010

keep cool

kurze maßnahme no 16: mindestens zwei tage lang in aller ruhe und ausführlichkeit NICHTS tun. überhaupt GAR nichts.

landleben: bregenzerwald

es ist wissenschaftlich* erwiesen, dass die leistungsfähigkeit des gehirns - ausgehend von 100 % bei einer außentemperatur von 19 °C - mit zunehmender hitze kontinuierlich abnimmt und bei 33 °C nur noch ca. 50 % beträgt.

gähnen, übrigens, kühlt das gehirn. auch das ist wissenschaftlich* erwiesen.

also: take it easy, hang loose - and keep cool!


*
entsprechende links zu belegenden quellen für diese behauptungen werden nachgeliefert, sobald mein gehirn wieder auf 100% ist. derzeit ist das nicht der fall.


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Mittwoch, 7. Juli 2010

nach einem jahr ….

.... ist ....
.... ein besonderes ereignis?!

aber hallo, und ob! heute vor einem jahr hat mo jour das büro für besondere maßnahmen eröffnet. wir feiern also geburtstag, mit großem vergnügen und bei schönstem sommerwetter!

b-berg: sommergrün

an tagen wie heute erinnert mich die aussicht aus meinem bürofenster zweifellos an diesen standard-desktop von windoof: „grüne idylle“ heißt der. ihr wisst, was ich meine: genau so isses hier.

in meinem eröffnungsbeitrag vom siebten juli vor einem jahr war ich noch ziemlich schüchtern. schließlich hatte ich keine ahnung, was da auf mich zu kommt, wenn ich von jetzt auf gleich meine wörter ins WeltWeiteWeibernetz tröte. so ganz ohne vorankündigung. noch nicht einmal eine erlaubnis hatte ich mir eingeholt, kein formular ausgefüllt, keinen antrag gestellt. ich habe es einfach gemacht!

seither ist dieses weblog woche um woche an text, leserInnen, themen und intensität gewachsen: eine wöchentliche kolumne, so in etwa hatte ich mir das vorgestellt – den rahmen ganz vorsichtig abgesteckt, so dass ich auch meinen eigenen (viel zu oft viel zu perfektionistischen) ansprüchen würde gerecht werden können; um mich nicht selbst zu überfordern.

eine „milde wilde mischung“ hatte ich mir versprochen – und wenn ich zurückblicke auf dieses erste jahr, dann ist es genau das geworden. oh wie ich mich darüber freue!

nun habe ich mir selbst (und meinem geneigten publikum) gegenüber ein ganzes jahr lang wort gehalten. das macht mich froh, und es macht mich auch stolz. denn es zeigt, dass ich sehr wohl etwas aufbauen und durchhalten kann – wenn es nur das richtige ist!

natürlich, da habe ich sofort wieder diese böse alte stimme im ohr, die mir vorwirft: „nie bringst du was zu ende, ständig fängst du was neues an – nun mach doch erst mal das eine fertig .... und bleib‘ dann auch dabei!“ sie haben meine neugier, meine gier auf neues nicht ertragen, wollten mich kleinkariert und vorhersehbar, mich kontrollieren können.

aber ätschbätsch! nun habe ich etwas gefunden, wo ich jeden tag anders sein darf und doch immer ich selbst: ich schreibe mich in die welt. dabei darf ich sogar mich und meine meinung ändern! das tut so verdammt gut, dass ich mir kein schöneres mojour-geburtstagsgeschenk machen könnte, als mir vorzunehmen, genau so weiterzumachen!

mich zu ändern, das war mir verboten. ungefähr seitdem ich mit sechs in die schule kam und behauptet habe, lehrerin werden zu wollen. das hat der mutter gefallen, das war was solides, "vernünftiges". seither hat sie mich darauf festgenagelt. schonungslos. wie sie mich auf alles festgenagelt hat, was ich jemals tat oder äußerte, das ihre zustimmung fand.

wann immer wir uns sahen – und das war nach meinem auszug kurz nach meinem 18. geburtstag nicht mehr sehr oft – rief sie freudestrahlend „kind! du hast dich ja gar nicht verändert!“ für sie war das ein kompliment. für mich ein indiz, dass sie mal wieder weder richtig hinschaute noch zuhören wollte.

den führerschein gemacht? - kind, du hast dich ja gar nicht verändert!

das abitur bestens bestanden? - kind! du hast dich ja gar nicht verändert!

dreiviertel jahr weltreise durch südostasien, auf eigene faust und allein? - kind, du hast dich ja gar nicht verändert!

zum studium in eine andere stadt gezogen, ganz weit weg? - kind, du hast dich ja gar nicht verändert!

tausendmal unglücklich verliebt gewesen? - kind! du hast dich ja gar nicht verändert!

diverse jobs gemacht, um mein studium zu finanzieren? - kind! du hast dich ja gar nicht verändert!

zum weiteren studium in eine andere stadt gezogen, noch weiter weg? - kind, du hast dich ja gar nicht verändert!

anderthalb jahre in japan studiert? .... hah! auf keinen fall hätte ich es ertragen, wieder diesen standardsatz zu hören, der mich und meine seele gnadenlos in ihr kindchenschema presste und dort auf immer und ewig einbetonieren wollte. zumindest eine äußerlich unübersehbare veränderung musste her.

zwei tage vor dem rückflug ließ ich also in kyoto meine bernsteinfarbenen locken schwarz färben. kohlpechrabenblaujapanerschwarz! der friseur und alle seine mitarbeiterInnen rieten mir ab, weinten sogar und wollten mir meinen wunsch auf keinen fall erfüllen. ich redete in meinem schönsten kyoto-dialekt, dass ich innerlich schon längst eine japanerin sei und nun nur noch die äußere anpassung fehle ....

ihr seht, auch damals schon war ich fachfrau für besondere maßnahmen.

und was war? nach der landung in FfM besuchte ich gleich die mutter. sie hatte sich nach einer brustkrebs-op vorzeitig selbst aus der klinik entlassen. verantwortungslos! ihre begründung: sie wollte angeblich nicht, dass ich, kaum zurück auf wiedervereinigtem deutschen boden, als erstes in ein krankenhaus würde fahren müssen.

sie sah schlecht aus und schaffte es nicht, sich zu schonen. statt dessen versuchte sie, in ihrem garten bäume auszureißen, um den nachbarn zu imponieren. mir wäre sehr viel wohler gewesen, sie in ärztlicher obhut zu wissen.

diese mutter jedenfalls sah mich und meine schwarzen locken an, abschätzend mit kritisch strengem blick. dann sagte sie: „na, an die neue haarfarbe muss ich mich ja nun erst einmal gewöhnen. aber sonst hast du dich doch nicht verändert, oder?!“

vielleicht kommt ja daher mein bedürfnis, jeden tag auf alles mögliche mit einer anderen besonderen maßnahme reagieren zu dürfen, ohne dass mir jemand reinredet und von mir erwartet, dass ich mich auf keinen fall verändere. ich mach das einfach. das tut mir gut. das ist mo jour. mo jour ist jeden tag ein bißchen anders. und doch immer die gleiche. auch das ist eine besondere maßnahme!

dazu gratuliere ich mir mit 7-zwerge-kindersaft. auf in die nächste runde!


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Samstag, 3. Juli 2010

einen rosengarten? versprochen!

kurze maßnahme no 15 ist mein alljährlicher ausflug in den spektakulärsten park der umgebung. immer im juni oder juli, wenn die rosen am schönsten blühen! landhaus ettenbühl  heißt der zaubergarten, in dem ich am liebsten ganz und gar verduften möchte, alles alltagsgrau vergessen kann und die schnöden gerüche der zuvielisation ebenso.


hier, wo rosen die bäume hinauf wachsen bis in den himmel, ist tatsächlich alles rosenduft wie sonst nie in meinem leben. ein paar stunden lang, mitten in den sanften hügeln des markgräflerlands: im milden schatten sitzen, bienen summen und brunnen plätschern hören. den duft von rosen und lavendel in der nase.

erholung für meine sinne wie selten. in diesem jahr schon sommerhitze, manche blüten morbide welk und erschöpft von sonne und regen. es gibt keine schönheit ohne den wandel!


gewandelt bin ich auch durch das neue labyrinth, erst kürzlich eröffnet. dichte hecken über augenhöhe, kein ausweg in sicht. der imaginäre faden immer in meiner hand - wie ich es von ariadne in knossos lernte – hat mich sicher geleitet.


am ende der reise durch den majestätischen schattenschutz der mammutbaumallee geschritten wie die kaiserin auf dem weg zum festmahl.


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