„Bei 15 Grad Kniestrümpfe, 17 Grad Söckchen und ab 20 Grad barfuß“ - das war der Dress-Code meiner Kindheit in einem Kölner Industrie- und Arbeiterviertel, irgendwo zwischen Chemischer Fabrik Kalk und Klöckner Humboldt Deutz.
Schöne Füße: Barfuß ab 20 °C |
Natürlich ging das nicht ohne Diskussionen ab. Ich hatte den seltsamen Ehrgeiz, in der Schule die erste zu sein, die ohne Strümpfe ankam. Die Mutter hingegen wollte verhindern, dass ich mir nach dem gerade erst überstandenen Winter ausgerechnet im schönsten Frühling eine Erkältung zuzog.
Abend für Abend starrte ich auf den Wetterbericht und hoffte, dass die Mutter mir einen strumpflosen Tag erlauben würde. Sie war streng und hielt sich an ihre Regel, während ich um zehntel Grade feilschte.
Von all den eiskalten Botschaften der Mutter, die ich bis aufs Fieseste verinnerlicht habe, ist mir die Sockenregel die liebste. Weil sie im positiven Sinn etwas mit 'bemuttern' zu tun hat. Für mich zumindest. Um Zehntelgrade feilsche ich heute nicht mehr. Mit mir selbst macht das keinen Spaß.
Dass es in meiner Kindheit jemals schon an einem Frühlingsanfangstag so wie heute mit 23 °C diskussionslos zum barfuß laufen warm genug gewesen wäre, daran kann ich mich nicht erinnern. Diesen Tag heute habe ich deswegen ganz besonders genossen - als persönlichen Beitrag zum International Day of Happiness and Well-Being.
Umso mehr, als ich nun endlich die neuen Sandalen einweihen konnte: Geschenk einer langjährigen Freundin zum letzten Geburtstag. Aus feinstem Leder, innen wie außen. Nur drei Zentimeter Absatz, sehr bequem. Von der Schuhmanufaktur Remonte. Wenn eine erst die halbe Hundert hinter sich hat und obendrein prekär haushalten muss, sind solcherlei Geschenke durchaus erlaubt und willkommen.
Habe ich eigentlich jemals erwähnt, dass ich Socken und Strümpfe aller Art hasse und so oft wie möglich barfuß laufe, auch im Winter? Meine Füße brauchen Licht und Luft, sonst kann ich mit dem Kopf nicht denken!
Mit diesen Sandalen bin ich also nicht nur schöner zu Fuß unterwegs, sondern auch schneller mit dem Kopf. Ich liebe sie!
Dass die Farbe des Sandalenleders der Fellfarbe meiner geliebten Glückskatze Ginivra ähnelt, die zu meinem Wohlbefinden ebenfalls einen unverzichtbar großen Beitrag leistet, ist allerdings eher Zufall. Glaube ich zumindest.
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