es ist doch schön, auf einem planeten zu leben, der so wunderbar vielfältig ist, dass auch nach einem halben jahrhundert aufenthalt hier immer noch täglich dinge vorkommen können, die nie zuvor gesehen gehört geschmeckt gespürt waren.
türkischer Granatapfelsaft, frisch gepresst |
mein neuestes highlight ist … dieser tiefst dunkelrote, köstlich süßherbe frisch gepresste granatapfelsaft. besonders lecker fand ich ihn (das ist auf dem bild nicht zu sehen, gehörte aber zum gesamtarrangement) mit meeresrauschen im ohr, einer sanften brise auf der haut, einer schnurrenden katze auf den knien und serviert von einem charmanten lächeln südländischer herkunft.
das alles gibt es für nur einen euro am strand westlich von side, türkisches mittelmeer: am unbebauten teil hinter den ruinen der antiken stadt.
warum ausgerechnet da? in der touristen-hochburg von germanisch-türkien schlechthin, wo sonnenhungrig reisende ausgenommen werden wie hierzulande die weihnachtsgans?
nun, das kleine business am unbevölkerten beach war eine erholsame ausnahme vom ausgenommen werden. da standen einfach ein paar stühle vorne am strand, drei meter von der wasserkante weg, wo ich (wie aufmerksame blogleserInnnen wissen) egal an welchem strand der welt gerne mit nackten füßen genüßlich kilometerlang am meer entlang plitsche: meine lebenslange lieblingsbeschäftigung, zu der ich leider viel zu selten komme.
die händler in side sind - so hörte ich sagen - die dreistesten der ganzen türkei, was nepp und kundenfängerei angeht. ob das so stimmt, kann ich nicht bestätigen, weil ich nicht sehr viele orte in der türkei kenne. dass aber die händler in side bisweilen unverschämt, überteuert und sehr unangenehm klebrig sein können, habe ich selbst erlebt. „mein“ granatapfelsafthersteller und -verkäufer war eine rühmliche ausnahme.
Granatapfelsaftproduktion am Strand von Side |
herr serdar saß hinter seinem tisch mit blick aufs meer und wartete geduldig auf kundschaft. kein rufen kein säuseln kein brüllen kein palaver kein überreden kein geschwalle keine blumigen versprechungen und erst recht kein beleidigtes schimpfen, wenn man das angebot nicht wahrnehmen wollte. sein saft kostete einen euro - wie überall sonst auch. ich darf daran erinnern, dass es hierzulande für einen euro mal gerade einen granatapfel gibt - wenn er günstig ist.
ich mochte die schlichtheit seiner ausrüstung auf dem leicht verwitterten kunststofftisch: die schon etwas rostige aber funktionstaugliche saftpresse, das obst auf dem einem tablett, auf dem anderen gläser, strohhalme und servietten; das vom blutroten saft getränkte holzschneidebrett mit den vielen schnittnarben vom großen messer. sonst nichts.
side im späten herbst. saftdurstige touristen gab es an dieser stelle des strands nicht mehr viele. in den oft langen pausen kraulte der mann seinen strandkater romeo. bei einem späteren besuch überließ er ihn mir vertrauensvoll.
Granatapfelsaftproduzent mit Firmenkater Romeo |
„efendi nar suyu” - mister pomegranate juice am herbstlichen mittelmeer, sanfte brandung und kribbelnder sand zwischen meinen nackten zehen, blutroter saft und katze. das war mein kleines paradies.
meinen saft übrigens habe ich ganz alleine getrunken. nie, niemals! käme ich auf die idee, mein stück vom paradies mit einem mann zu teilen. wir wissen ja, was für eine katastrophe biblischen ausmaßes dabei herausgekommen ist: eva war einfach zu nett, als sie ihren paradiesischen granatapfel mit adam teilte.
PS.
zu hause im südwesten der republik ist übrigens die firma Jacoby der saftladen meines vertrauens: regional und bio seit bald 100 jahren - quasi bei mir um die ecke. die haben einen - wie ich finde - sehr guten und vor allem bezahlbaren granatapfelsaft im angebot. (nein, dies ist keine werbesendung. zumindest keine bezahlte.)