ministövchen: o-ton berlin rosentasse mit goldrand: nathalija dolenc |
das ging lange gut. zwischendurch gab es zusätzlich zu den ‚besonderen‘ sogar ‚kurze maßnahmen‘. weil mir die zeit zwischen zwei längeren texten zu lang wurde. weil so viel raus wollte ins WeltWeiteWeibernetz.
seit dem sommer an der see schaffe ich meine wöchentlichen maßnahmen nur noch mit mühe. dieser klinikaufenthalt liegt nun schon mehr als ein vierteljahr zurück. immer noch bin ich nur damit beschäftigt, irgendwie wieder festen boden unter die füße zu kriegen.
es gelingt mir nicht. ich fühle mich entsetzlich verloren. genau jetzt sollte ich aber fleißig texte produzieren. mein blog steht wieder auf der vorschlagsliste der mädchenmannschaft zur bloggerin des jahres.
es ehrt mich, dass mich wer vorgeschlagen hat. ich freu mich. das tut gut. schmeichelt mir ein bißchen. die mädchenmannschaft ist eine wichtige seite, macht gute arbeit, ist unverzichtbare informationsquelle und diskussionsplattform geworden.
gleichzeitig setzt es mich unter druck, besonders attraktive, gute und womöglich ‚publikumswirksame‘ maßnahmen produzieren zu müssen. das war schon im frühjahr so, als ich auf der vorschlagsliste stand für den grimme online award 2010.
nun ist so eine vorschlagsliste ja noch sehr weit entfernt von einer nominierung. die ehre, den preis dann auch zu erhalten, ist erst recht noch lange nicht in sicht. trotzdem fühle ich mich verpflichtet, dem vorschlag gerecht zu werden und die erwartungen – von wem auch immer – nicht zu enttäuschen.
das gefällt mir nicht. es nimmt mir die unbefangenheit, jetzt auch einfach mal in aller ruhe nichts zu produzieren. ausgerechnet jetzt, wo ich mich am liebsten in den winterschlaf kuscheln möchte. na ja. irgend was is‘ eben immer.
als kind hatte ich ein buch über die mumins von tove jansson. was habe ich diese kleinen wesen damals geliebt! und ich habe sie sehr beneidet: mumins dürfen sich kurz vor dem einbruch des winters den bauch kugelrund voll futtern mit tannennadeln. dann suchen sie sich ein weiches warmes dunkles plätzchen irgendwo im haus, legen sich schlafen und werden erst im frühling wieder wach, wenn draußen die ersten blümchen blühen.
ich beneide sie immer noch, meine mumins. von jahr zu jahr mehr. von jahr zu jahr erscheint mir der winter dunkler. länger. kälter. feindseliger. schwieriger auszuhalten.
in dieser jahreszeit stelle ich meinen geliebten, meinen heiligen milchkaffee auf ein kleines stövchen, damit er nicht zu schnell kalt wird. trotzdem muss ich ihn schneller trinken als sonst. stövchenkaffee schmeckt bitter, wenn er zu lange auf der flamme steht.
ihr seht, ich trinke weiter milchkaffee und halte mich wach – obwohl ich mir viel lieber auch den bauch mit tannennadeln vollschlagen, mich in eine dunkle warme ecke zurückziehen und meine nase erst dann wieder unter der bettdecke rausstecken möchte, wenn draußen frühling ist und die krokusse blühen und die primeln.
leider ist es mir nicht gelungen, mich von den mumins adoptieren zu lassen. also muss ich da durch. bei lebendigem leib. jahr für jahr.
dieses jahr fällt es mir besonders schwer. es ist die kälte, die von innen kommt. der frühe winter lässt mich umso mehr von außen frieren.
mein zwanzigzehn war entsetzlich anstrengend. dabei hatte ich mich - ganz tigresse - so gefreut auf das jahr des tigers und war mit großem mut gestartet.
ab neujahr die neue arbeitsstelle als sekretärin an der hochschule – die ich dann ende juli aufgeben musste, weil ich es schier nicht ausgehalten habe dort und weil es mich so sehr belastet, so sehr krank gemacht hat.
danach sechs wochen reha, um die ich mehr als drei jahre gekämpft und auf die ich mich so sehr gefreut hatte: es war alles falsch. ich kam kranker zurück als ich hingefahren bin und habe seither meine mitte nicht wieder gefunden. i feel so lost. und so durcheinander.
nicht einmal einen abschlussbericht habe ich hingekriegt über diese seltsamen sechs wochen in der ostseeklinik und poste seither nur noch petitessen. so vieles purzelt mir im kopf herum und in der seele. aber nix scheint geordnet rauszuwollen. es ist, als ob ich innerlich ersticke an meinen eigenen gedanken und gefühlen. wir drehen uns im kreis.
ich schleppe mich durch meinen prekären alltag, alles kostet so viel kraft. keine ahnung, wie das jemals wieder besser werden soll. kein mut mehr. keine hoffnung. ich bin schon froh, wenn ich nur meinen haushalt einigermaßen ‚gedingelt‘ kriege.
an manchen tagen ist schon das zähneputzen so dermaßen anstrengend, dass ich mich danach gleich wieder hinlegen möchte. das erlaube ich mir allerdings selten und hänge statt dessen unproduktiv vor dem pc. das sieht wenigstens so aus, als ob ich arbeite.
nur der katzencontent gelingt regelmäßig. könnte nicht mal wer diese seite für einen preis vorschlagen? das äuglein ist ja auch ein mädchen, immerhin. ein sehr flauschiges nämlich.
2011 wird das jahr der katze. so viel steht schon mal fest.
--------