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Januar 2021

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Donnerstag, 8. Dezember 2011

bärenstark

wunder no. 7

manchmal passieren die dinge im leben so schnell, dass mir schier schwindlig wird. gerade so, als ob ich in einem dieser wirbelnden karusselldinger sitze und nicht mehr raus kann, obwohl mir längst schlecht ist vor lauter aufregung.

manchmal muss es eben Lindt sein. [danke k!]

ich brauchte die kraft einer bärin, um auf den füßen zu bleiben. da steh ich nun – und habe eine unbefristete arbeitsstelle. seit anfang des monats. teilzeit. in einem der größten verlage des landes.

nach den ersten arbeitstagen kann ich sagen: das ist im grunde genau die stelle, nach der ich seit gut zehn jahren gesucht habe. sie finanziert meine basis. fast. nur noch ein bißchen mehr, damit es auch für die wohnung reicht – und dann ist der rest fröhliche kür.

plötzlich stehe ich wieder ganz anders in der welt. klar: ich werde meine freien kapriolen fortsetzen! die kolumnen, die kurse, das büro für besondere maßnahmen. aber zunächst setze ich prioritäten: auf diesem neuen arbeitsplatz will ich nicht nur die probezeit überstehen!

die bezahlung ist …. übertariflich. die tarife sind zwar nicht so dolle, aber egal. immerhin ist es mehr als an der hochschule im vergangenen jahr.

die sache hat einen kleinen haken, den ich respektvoll vernachlässige, weil sonst alles stimmt: der unbefristete vertrag läuft über eine zeitarbeit. mein einsatz auf der jetzigen stelle ist zunächst auf mehrere monate befristet – allerdings mit ausdrücklicher übernahmeoption.

es geht um formalien: die arbeit ist da, aber der zusätzliche arbeitsplatz von der geschäftsleitung noch nicht bewilligt. also springt zunächst das budget für aushilfen ein, bis anderweitig fakten geschaffen wurden.

für mich ist das eine riesige chance! ich kann mich noch einmal neu orientieren, darf vieles dazulernen. muss mich zunächst nicht festlegen. darf reinschnuppern und mich bewähren. ich fasse es noch gar nicht, so groß ist mein glück.

es war alles anders als beim letzten stellenantritt vor ziemlich genau zwei jahren: die erste reaktion auf meine online-bewerbung bei der personalvermittlung (vor gut vier wochen) kam diesmal schon am selben tag. keine vierundzwanzig stunden später saß ich bereits im vorstellungsgespräch. der personaler freundlich, wertschätzend. keinerlei fangfragen! ein profi.

man werde meine unterlagen weitergeben und mich dem auftraggeber als geeignete bewerberin empfehlen. dann dauerte es zwei geduldige wochen, bis die rückmeldung kam: der verlag wollte mich kennen lernen, ende november. yesss!

ich starb vor aufregung und machte mit der besten freundin eine modenschau, um ein geeignetes outfit festzulegen. nach fast sechs jahren in hartzIV ist von den feinen vorzeige-klamotten der rundfunkredakteurin von damals nicht mehr viel übrig. ausgaben für textile neuanschaffungen sind derzeit nicht vorgesehen. wir fanden einen kompromiss aus second hand, unkaputtbarem hess natur und italienischen schuhen.

neu für mich: für einen einzigen job zu zwei verschiedenen vorstellungsgesprächen zu gehen. meine aufregung war enorm, der gemessene blutdruck lag knapp unter 200. ich habe es ausgehalten.

aber auch das zweite gespräch verlief sehr angenehm: sachlich, freundlich, professionell. wertschätzend. gar kein personaler dabei. statt dessen der abteilungsleiter und der redaktionsleiter – also genau die menschen, mit denen ich nun im arbeitsalltag zu tun habe.

danach hatte ich zwar ein gutes gefühl, war aber total verunsichert. zu viele demütigungen habe ich erfahren in den vergangenen jahren, zu viele leere versprechungen gehört. zu stark die konkurrenz: oft hatten nur nuancen den ausschlag gegeben. immer hatte ich verloren. die bewerbungen habe ich schon längst nicht mehr gezählt.

diesmal habe ich gewonnen. der erlösende anruf kam gleich am tag darauf: arbeitsbeginn in wenigen tagen! das war vergangene woche. inzwischen stecke ich schon mitten in der einarbeitung.

nun bin ich wieder teil der erwerbstätigen bevölkerung. mein leben hat einen rahmen, in den ich mich einfügen kann. das wort 'freizeit' bekommt einen stellenwert, den es lange nicht hatte. welch ein genuss!

täglich gehe ich hinaus in die welt, erledige meine aufgaben in einem kleinen, kollegialen team. ich werde gesehen.

dass es das wieder gibt für mich, empfinde ich als großes wunder. ich hatte nicht mehr daran geglaubt. nun ist es einfach so. es geht mir sehr sehr gut damit.

nicht so gut geht es mir mit dem ergänzenden arbeitslosengeld 2, auf das ich zunächst noch angewiesen bin: 'eigentlich' sollte jetzt das jobcenter ein einsehen haben und mir die wohnung lassen. wo ich doch meinen lebensunterhalt zum größten teil endlich wieder selbst verdiene.

aber pustekuchen: erst gestern kam ein neuer bescheid, dass meine miete ab 01.01.2012 nur noch 'in angemessener höhe' anerkannt werden soll. dann reicht mein eigener verdienst nicht mehr zum leben: nach abzug der miete bleiben mir noch knappe 150 euro für lebensmittel, strom, telefon/internet, versicherungen etc.

ich bin also weiterhin mit überleben beschäftigt. trotz allem: mein motto für dieses jahr war gut gewählt: „erwarte nichts. lebe genügsam von überraschungen.“

es bewahrheitet sich nun, dass ich sogar darauf vertrauen kann. diese überraschung zum jahresende, der unbefristete vertrag, macht mich fast satt. ein paar bären sind noch übrig, für noch mehr kraft, die ich jetzt dringend brauchen werde.

ich habe einen bärenhunger!


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