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Freitag, 13. Juni 2014

Freitag der Dreizehnte

- eine Fortsetzungsgeschichte, garantiert ohne Fußball! -

„Freitag, der Dreizehnte“ - das ist für mich kein Datum, das mir Angst und Schrecken macht. Erst recht nicht, wenn gleichzeitig auch noch Vollmond ist. Ich habe schon „Donnerstage, den Zwölften“ erlebt, die weitaus Schlimmer waren.

Dennoch ist es natürlich immer eine nette Koinzidenz, wenn an diesen „besonderen“ Tagen auch etwas „besonderes“ passiert. So wie die Betriebsfeier vor genau einem halben Jahr. 

B-Berg bei Vollmond
mit kühlen Nebelschwaden



Aus der aktuellen, schwülen Sommerhitze dürft Ihr Euch dafür zurückversetzen in den mild-kühlen Dezember 2013, der hier im Dreyeckland besonders grau und neblig war.

Die Betriebsfeier I

Es begab sich im vergangenen Jahr, Mitte Dezember. Den ganzen Tag über hatte Nebel im Tal gehangen so dicht, dass wir nicht einmal mehr eine Kirche im Dorf hatten.

Dieser Freitag war für mich ein freier Tag. Ich erledigte meinen Haushalt, sortierte allerlei Papier und aß wenig, denn für den Abend war ich einge­laden: Weihnachtsfeier bei meinem neuen Arbeitgeber.

Erst seit zwei Monaten gehörte ich zum Team und freute mich auf die Gelegenheit, einmal alle beieinander zu sehen und vor allem darauf, meine direkten KollegInnen und Vorgesetzten auch privat ein wenig kennenzulernen. Dafür war im Arbeitsalltag bisher kaum Zeit gewesen.

Die Fotos an der Pinwand in der Betriebsküche stammten von voran­gegangenen Betriebsfeiern und ließen auf eine feier- und trinkfreudige Truppe schließen. Mir wurde ein bißchen mulmig.

Menschenansammlungen überfordern mich schnell, noch dazu viele neue Gesichter - und das alles in einer fremden Umgebung, auf die ich mich nicht einmal einstellen konnte: Der Ort der Veranstaltung blieb geheim und sollte für alle eine Überraschung sein. Treffpunkt war in der Firma um 19 Uhr.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Betriebsfeiern und andere Gruppenveranstaltungen sonst möglichst meide? Wenn eine beim stei­genden Pegel an Alkoholisierung nicht mithalten kann, wird sie schnell zur Außenseiterin.

Um mich ein wenig abzusichern, hatte ich am Tag zuvor die Kollegin gefragt, was mich denn anlässlich einer Weihnachtsfeier so erwarten würde - und entschlossen hinzugefügt, dass ich auf keinen Fall bereit sei, irgendwelche rot-weißen Coca-Cola-Kostüme zu tragen, Gedichte aufzu­sagen oder Weihnachtslieder-Karaoke zu singen. Neinnein, so etwas habe es noch nicht gegeben. Vermutlich würde man gemeinsam irgendwo in der Nähe zum Abendessen gehen.

Ich war halbwegs beruhigt, machte mich Diva mit Perlenkette, fuhr durch den immer noch dichten Nebel in die Nachbarstadt. Als ich das Auto am Firmengebäude abstellte, staunte ich nicht schlecht.

Vor dem Portal stand ein riesengroßer Bus des örtlichen Reiseveran­stalters. Leider kein bequemer Luxusliner, sondern die eher ungemütliche Holzklasse, wie sie auch auf Linienfahrten im Nahverkehr eingesetzt wird. Trotzdem: Der war für uns. Interessant! dachte ich. Wir machen sicher einen Ausflug in die Umgebung und gehen Essen an einem ungewöhnlichen Ort, wo ich noch nie war! Wie umsichtig und umweltfreundlich, uns nicht alle einzeln mit dem eigenen, privaten Pkw anreisen zu lassen!

Bis alle eingestiegen waren, das dauerte. Es wurde noch gewartet auf zwei KollegInnen, die letztlich doch nicht kamen. Dann endlich, durch den Nebel! Wir schaukelten in dem ungemütlichen Bus genau die Straßen entlang, die ich gerade erst hergefahren war.

Es ging also nicht aufs Land, sondern Richtung Stadt? Die Spannung stieg, die Vermutungen brodelten: Ins Colombi? Ein geheimnis­volles Dunkeldinner? Ein gemeinser Theaterbesuch? Oder doch ein Sternerestaurant irgendwo auf dem Blauen?

Nach rund sechs Kilometern – wir passierten gerade meinen Wohnort – hieß es, die verspäteten KollegInnen seien nun doch noch bei der Firma eingetroffen und warteten dort. Man werde zurückfahren und sie ein­sammeln.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass mir vom Busfahren leicht übel wird? Das war schon als Kind so und hat sich bis heute trotz vieler Bus- Konfrontationstherapien nicht gebessert.

Also kehrten wir bei nächster Gelegenheit um, fuhren auf einer parallel verlaufenden Landstraße zurück. Durch den Nebel. Die ganze Truppe war zusehends irritiert. Am meisten irritiert aber war die Assistenz der Geschäftsführung, die den ganzen Abend zwar ebenso geheim, aber doch ganz anders geplant hatte.

Nach einer guten halben Stunde Nebeltour im unbequemen Schaukelbus landeten wir also wieder in unserer Ausgangsstraße. Hielten jedoch nicht vor dem Firmensitz, sondern vor dem Edeka schräg gegenüber. Aussteigen! Ratlose Gesichter. Was jetzt? Gemeinsames Einkaufen? Es war vor Acht, der Supermarkt noch geöffnet.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Supermärkte wegen des lauten Gefiepes an den Kassen möglichst meide? Meine empfindlichen Ohren kriegen davon Gehörgangskrebs.

Nicht vorne herein, nein! An der Hintertür wurden wir empfangen und ins obere Stockwerk geleitet. Es stockte auf der Treppe, dicht gedrängt standen wir in einem kleinen Foyer, vorne sah ich jemanden mit der Videokamera hantieren.

Cut.
Eine hungrige Stunde lang warten und durch den Nebel fahren, um genau 150 Meter weiter wieder auszusteigen.
Wozu das alles?!
Wird es jetzt endlich etwas zu essen geben?


Eine Fortsetzungsgeschichte gab es vor ein paar Jahren schon einmal. Das erlaube ich mir immer dann, wenn ein Text entstanden ist, den ich für zu lang halte, um ihn „am Stück“ im Blog zu veröffentlichen.

Vielleicht mögt Ihr bis zur nächsten Folge der „Betriebsfeier“ ja den japanischen „Junineumond“ anschauen, eine Memoire aus meiner Zeit als Studentin in Japan. Die Geschichte spielt im sommerlich heißen Kyoto, vor ziemlich genau 24 Jahren.

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