Bei einer Blogparade denkt sich ein/E BloggerIn ein Thema aus, macht's bekannt und hofft darauf, dass sich möglichst viele andere AutorInnen gleichzeitig aus verschiedenen Perspektiven mit dem selben Thema beschäftigen. Das kann dann zu ganz wunderbaren Synergie-Effekten und den schönsten Überraschungen führen.
Ich bin ja nun nicht so das Herdentier, aber die Blogparade #Dailyvanish – Dinge, die aus unserem Alltag verschwinden auf dem Blog 'Museum & Social Web' des Museumshelden Sebastian Hartmann schwirrt mir schon seit Wochen im Kopf herum.
Es schwirren nicht nur die Gedanken dazu in meinem Kopf, sondern auch ein paar der gemeinten Dinge bei mir im Haus herum: Solche altmodischen, etwas umständlich (gewordenen) Gegenstände eben, die aus anderer Leuts' Alltagen längst verschwunden sind …
Früher waren sie vielleicht mal „le dernier cri“, die „must haves“ meiner Jugend oder auch technisches Handwerkszeug aus den Anfängen meiner Zeit als Rundfunkredakteurin – inzwischen wurde vieles davon ersetzt durch Schnelleres, Kleineres, Größeres, Pflegeleichteres, Lauteres, Effektiveres usw. – aber eben nicht alles.
Da wäre zum einen mein unkaputtbarer Wendetoaster aus Edelstahl – von Rowenta, Modell E5214 -, der seit mehr als 53 Jahren seinen Dienst tut.
Wendetoaster Rowenta E5214, Edelstahl |
Kurz Luft holen: Der ist älter als ich! Wahrscheinlich kriegte der heutzutage kein TÜV-Siegel mehr, denn er ist höllisch brandgefährlich! Hier habe ich ihn bereits angemessen gewürdigt. Der Text ist unverändert aktuell.
Dann wäre da noch das kleine Uhrenradio mit Cassettenlaufwerk von Sony. In Türkispetrolblau, typisch frühe 90er-Jahre, Modell CFT-1. Das Gerät war auch erhältlich in einem dunklen Orange schon damals im „Retro-Look“ – todschick! Nicht „My First Sony“. Das war natürlich ein Walkmann 1981! Aber vielleicht mein drittes oder viertes Gerät. Der geniale Werbespruch dazu war damals „It's not a trick, it's a Sony“.
Sony Radio Cassette Player CFT-1 |
Echt ein tolles Ding! Ein Foto der Vorderseite findet ihr hier. Es funktioniert wahlweise mit Strom oder mit Batterie bzw. Akku, kann die Zeit anzeigen und weckt – auf Wunsch mit freundlichem Piepston oder mit Radio oder Wunschmusik von MC (der damals noch üblichen MusiCasstte oder CompactCassette).
Außerdem hatte es eine ausziehbare Teleskop-Antenne für besseren Radioempfang. Yeah. Das war damals krass cool. Kabelempfang oder Internetradio hatten wir nämlich noch nicht. Ich war Anfang 30. Der blaue Sony funktioniert bis heute und steht inzwischen in meinem Badezimmer. Ich freue mich jeden Morgen darüber. Weil es so schön ist.
Als drittes Beispiel für die bei mir noch lebendigen #dailyvanish möchte ich meine Kaffeefilter nennen.
Melitta Kaffeefilter 102, Porzellan |
Von Melitta natürlich – die Klassiker. In verschiedenen Größen, mit dazu passendem Filterpapier. Je nachdem, ob ich den Kaffee alleine trinke oder ob Besuch kommt. Ich benutze sie zwar nur selten, weil mir Filterkaffee nicht schmeckt und ich meinen täglichen Milchkaffee immer und nur mit der italienischen Caffetiera zubereite. Aber hin und wieder kommt einer der beiden Filter dann doch noch zum Einsatz. Wenn's mal schneller gehen muss. Oder wenn mir mal nostalgisch zumute ist.
Manchmal, wenn alte Dinge kaputt gehen, repariere ich sie. Ich hänge dran, irgendwie. Kann ich sie nicht reparieren oder reparieren lassen, dann übergebe ich sie der Müllverwertung. In einem kleinen Ritual, mit dem ich mich bei dem Gegenstand für langjähriges Funktionieren, für treue Lebensbegleitung und -erleichterung bedanke.
Zu dem Ritual gehört inzwischen auch, dass ich ein Abschiedsfoto von jedem Gegenstand mache, der mich verlässt. Damit ich auch später mal noch weiß, was und wer einst zu meinem Alltag gehörte. Das erleichtert mir das Loslassen sehr.
Den Dateiordner, in dem ich diese Bilder aufbewahre, werde ich nun umbenennen. In „dailyvanish“ - für all die Dinge, die aus meinem Alltag verschwunden sind. Danke sehr, lieber Sebastian Hartmann, für dieses schöne Wort.
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