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Januar 2021

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Sonntag, 29. Januar 2012

wie isset denn so?

leserInnenbrief no. 1*

das erste zwölftel vom neuen jahr ist fast geschafft. schnee hatte ich in diesem bislang nur in sichtweite, aber noch nicht unter den eigenen füßen. das soll (leider) sich in den näxten tagen ändern. sodass die schneeglöckchen, die hier derzeit in voller blüte stehen, ihren schönen namen auch zu recht tragen.

die schneefallgrenze rückt bedenklich nahe

nach dieser einleitung der japanischen art – d.h., unter allen umständen immer zuerst ein paar worte über das wetter zu sprechen, bevor man zum eigentlichen thema kommt – möchte ich euch nicht länger auf die folter spannen. denn ich weiß, hier warten alle nur auf eines:

wie isset denn so – im neuen job?
in kürze: jut isset.

in länge:
es ist eine große umstellung für mich, nach der langen zeit des selbstbestimmten arbeitens mit freier themenwahl und freier zeiteinteilung nun wieder zu regelmäßigen arbeitszeiten an einem fremdbestimmten ort zu sein und dort aufgaben nach festen vorgaben zu erledigen.

ich stelle aber fest, dass mich das auch sehr erleichtert und meinem leben einen ganz neuen sinn (zurück-) gibt. es gefällt mir, wieder in eine redaktion zu gehen. da habe ich schon immer einen unterschied gemacht: ich wollte niemals eine "ins-büro-geherin" sein.

außerdem brauche ich bei der arbeit nicht darüber nachdenken, was ich tue, sondern nur noch wie ich etwas mache. auch das erleichtert mich, auch wenn es mir nicht immer gefällt.

die arbeit im verlag ist sehr komplex. alle sagen, dass es mindestens ein halbes jahr dauert, bevor man richtig eingearbeitet ist. erst nach etwa einem ganzen jahr fängt so etwas wie routine an, bei der man auf erfahrungen zurückgreifen kann.

ich bin dort ja nur für vier monate gebucht, bis ende märz. but I'm doing my very best, so gut zu sein, dass mein einsatz verlängert wird. ich mag die stelle, ich mag den arbeitgeber, ich mag auch (fast) alle kollegInnen im team des großraumbüros. ich will da möglichst lange bleiben! und das nicht nur, weil der kaffee gratis ist.

das großraumbüro allerdings stellt eine große energetische herausforderung dar: wenn ein dutzend leute arbeiten, hin und her laufen und reden, wenn ständig telefone klingeln und der riesige druckerscannerkopierer papier umwälzt – dann ist das schon eine ziemliche belastung für meine feinen sinne. mo jour hat auch hinten ohren.

noch dazu, wo derzeit das meiste sehr neu ist für mich, die arbeit und die menschen. ich habe es zu tun mit diversen verlagsprogrammen und riesengroßen datenbanken. die arbeitsabläufe sind hoch komplex und mir noch fremd, die vorgaben unendlich kompliziert und detailliert. ich darf täglich neues lernen – insofern erlebe ich schon auch fachliche herausforderung.

intellektuell aber muss ich mich sehr verarmen, um meine aufgaben erledigen zu können. ich darf nix neues erfinden, sondern ich habe vorgaben zu erfüllen. es ist wie malen nach zahlen.

falls hier irgend jemand dachte, es sei etwas romantisches, in einem verlag zu arbeiten, die/der möge sich dieses freundliche klischee bitte abschminken:

es ist knallharte, graue, kühle, gewinnorientierte arbeit!

aber ich kann das schaffen, denn es ist nur halbtags. dennoch: wenn ich am frühen nachmittag nach hause komme, sitze ich oft heulend in der ecke, weil ich so erschöpft bin. oder hänge vor dem pc und daddle über stunden stumpfsinnig vor mich hin, weil nix aktives, kreatives mehr geht.

ich gehe davon aus, dass das mit der zeit besser wird: wenn ich bei der arbeit mehr routine habe, wenn ich mich besser eingelebt und eingewöhnt habe, souveräner werde. derzeit ist alles noch sehr surreal, sehr fremd, sehr unpersönlich. andererseits erlebe ich auch sehr viel wohlwollen und freundlichkeit – ich kann es nur noch nicht so genau spüren vor lauter aufregung, all das neue auch erst einmal kennenzulernen, einzuordnen und zu verarbeiten. gleichzeitig habe ich große angst, nicht gut genug zu sein für den renommierten arbeitgeber.

es ist ja auch noch winter, die dunkle jahreszeit war schon immer die schwierigste für mich. bloß, weil ich nun eine halbe befristete arbeitsstelle habe, sind weder die depressionen verschwunden noch ist das trauma behandelt.

hinzukommt, dass das jobcenter seine drohung wahr gemacht hat. meine gesundheit und arbeitsfähigkeit gehen dem amt bekanntlich am arsch vorbei. meine miete wird seit anfang des jahres nur noch 'in angemessener höhe' übernommen. es klafft eine riesenlücke. das gehalt aus meinem halbtagsjob füllt diese lücke nicht. ich bin auf ergänzendes alg2 angewiesen und habe jetzt weniger geld zur verfügung als noch im dezember 2011 – und das, obwohl ich arbeite.

da darf ich nicht drüber nachdenken, sonst knalle ich noch öfter mit dem kopf gegen die wand, bis es knirscht.

dennoch bin ich zuversichtlich, dass ich das aushalten kann und dass es besser wird. es gibt prioritäten im leben.

prio no 1:
keinen alkohol trinken, egal was passiert.
das habe ich selbst in der hand. es funktioniert für mich seit mehr als zwölf jahren und ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das auch weiter hinkriege.

prio no 2:
den job in die verlängerung retten.
das habe ich nur zum teil selbst in der hand, denn auf die personalpolitik des arbeitgebers habe ich keinen einfluss. aber ich kann so gut und effektiv und kollegial sein wie nur möglich – sodass man mich weiter im team dabeihaben möchte. ich will dort ankommen!

dahin geht jetzt all meine energie. ich betreibe derzeit mehr rekreation als kreation. mit voller absicht. es geht immer nur ein schritt vor den anderen. der gehenden schiebt sich der weg unter die füße. wenn ich drei monate zurückblicke, habe ich ein großes stück geschafft.


während ich dies schrieb, ist die schneefallgrenze auf mich herabgesunken. für heute gehe ich in den winterschlaf. ich wünsche euch allen einen kuscheligen sonntag und noch viel mehr!



*
mit dem heutigen post mache ich eine neue kategorie auf, den "leserInnenbrief".
leserInnenbriefe sind briefe an meine leserinnen und leser:
an die vielen, die hier kurz oder lange mitlesen, die mich aus dem weltweiten weibernetz oder persönlich kennen und anteil nehmen an meinem leben und meiner geschichte.
es ist wunderbar, dass ihr da seid, danke! so fühle ich mich verbunden.
ich möchte euch gerne auf dem laufenden halten über das, was ist – auch in zeiten, in denen mir der literarische dreh fehlt, um 'unfug en gros und en détail' zu produzieren.
solche 'updates zur aktuellen lebenssitutaion' gab es auch bisher schon – ab heute haben sie einen namen.
auch leserInnenbriefe sind besondere maßnahmen.


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