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Montag, 1. November 2010

allerheiligen

mit dem christengott steh‘ ich nicht auf sonderlich gutem fuße. das mag zum einen daherkommen, dass ich von den eltern nicht getauft wurde. der vater evangelisch, die mutter katholisch hatten sie ganz diplomatisch beschlossen, dass ich mir meine religion selbst aussuchen dürfe, sobald ich alt genug dazu sei.

tibetische klangschale / kuan yin / katze speckstein

als ich alt genug war, konnte ich mich nicht entschließen, an einen sogenannten lieben gott der christen zu glauben. erst recht nicht an einen, der so dermaßen jähzornig, cholerisch und unnütz strafend ist, dass er die einzigen beiden menschen aus dem paradies wegschickt, bloß weil sie neugierig waren.

eine so zutiefst unmenschliche religion, die mehr als die hälfte der menschheit der anderen knappen hälfte als unterlegen ansieht, wollte mir nicht ins herz. für – vorsichtig ausgedrückt – ‚frauenunfreundliches‘ verhalten hatte ich schon sehr früh sehr feine antennen.

all diese biblische unlogik jedenfalls von der angeblich jungfräulichen empfängnis und diese himmelschreiende ungerechtigkeit, dass nur männer spaß haben dürfen, während frauen dazu da sind, ihnen die füße zu waschen und zu küssen (stimmt die reihenfolge, wenigstens?) fand ich schlichtweg abstoßend.

so war ich in der schule vom religionsunterricht befreit. weil ich aber unter aufsichtspflicht stand, saß ich dann doch dabei – brauchte mich aber nicht zu beteiligen und konnte ganz unvoreingenommen zuhören. vor allem hatte ich keinerlei druck, irgendetwas glauben zu müssen, nur um eine gute note zu kriegen.

die geschichten aus der bibel fand ich brutal und garstig. am allergarstigsten ist die stelle im kapitel 19 der genesis, wo herr lot göttlichen besuch hat. das war den anderen bewohnern von sodom eine willkommene gelegenheit, sich lüstern vor lots haus zusammenzurotten in der absicht, sich unzüchtig über die gäste herzumachen: „Heraus mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren.“ und was macht der herr lot? um seine gäste zu retten, bietet er der geilen bande seine jungfräulichen töchter an: „Aber meine Brüder, begeht doch nicht ein solches Verbrechen! Seht, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. Ich will sie euch herausbringen. Dann tut mit ihnen, was euch gefällt. Nur jenen Männern tut nichts an ....“

dafür wird lot dann auch noch vom ‚lieben‘ gott gerettet. ich lernte also aus der bibel: christen finden es nicht sonderlich schlimm, jungfrauen zu vergewaltigen. männer zu vögeln ist viel schlimmer. na vielen dank.

so wurde das also nichts mit mir und dem christengott. und das wird auch nichts mehr. nicht in diesem leben. als christin hätte ich ja sowieso bloß eines. damit hat sich das thema dann auch für meine nächsten leben ohnehin erledigt, weil wiedergeburten aus christlicher sicht nicht vorgesehen sind.

meine reisen in südostasien (hier vor allem nepal), meine philosophischen studien, ein auslandsjahr in japan und – ich werde es nie vergessen! - ein persönliches interview mit seiner heiligkeit dem dalai lama haben mich buddhistin werden lassen.

die buddhistische toleranz kommt mir entgegen: es gibt keine götter, an die ich widerspruchslos glauben soll. falls jemand andere gottheiten anbeten möchte als ich selbst: nur zu - die werden einfach in den kosmos integriert. jedes hat seine aufgabe.

der buddhismus ist eine weltanschauung, eine lebenseinstellung. noch dazu eine, die mit einem einzigen essentiellen satz zum ausdruck gebracht werden kann:

jedes wesen ist auf der welt, um anderen zu helfen; wenn wir anderen – aus welchen gründen auch immer – nicht helfen können, dann sollten wir ihnen zumindest nicht schaden.

sehr einfach. sehr schlicht. und doch gar nicht immer so leicht umzusetzen. ich bin keine von den allerheiligsten.

meine persönliche allerheilige habe ich natürlich auch. natürlich eine frau: die grüne tara. in tibet der weibliche buddha des mitgefühls. in china bekannt als kuan yin. in japan heißt sie kannon.

die grüne tara schützt vor den acht arten der angst und hält den unterschied zwischen den geschlechtern für ein trugbild. als der dalai lama neulich vor ein paar jahren verkündete, dass seine nächste inkarnation auch weiblich sein könne, da hätte ich ihn am liebsten geküsst. leider lagen da schon wieder ein paar tausend kilometer zwischen uns.

die grüne tara begleitet und schützt mein leben, sie ist immer dabei. die grüne kuan yin aus chinesischem porzellan schmückt meine wohnung. sie geht mit auf reisen und begleitet mich auch virtuell als avatar.

auch ihr mantra gehört zu meinem alltag. es ist kurz, ich kann es mir gut merken:

om tare tuttare ture soha
(sehr frei: om grüne tara, du freie frau, die schnell hilft: ehre sei dir)

eine, die es ganz besonders schön chantet, ist die nepalesische nonne (ani) choying drolma. hier zum mitsingen bei youtube.


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