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Mittwoch, 2. März 2011

verkehrserziehung

„Wer abbiegen will, muß dies rechtzeitig und deutlich ankündigen; dabei sind die Fahrtrichtungsanzeiger zu benutzen“ - und zwar, bis sicher ist, dass andere verkehrsteilnehmerInnen das vor dem eigenen abbiegen bemerken konnten. so steht es in der deutschen straßenverkehrsordnung, StVO § 9, die für alle verkehrsteilnehmerInnen verbindlich ist.


„fahrtrichtungsanzeiger“ im sinne der deutschen straßenverkehrsordnung sind - beim auto - im allgemeinen diese kleinen gelben lämpchen: vorne und hinten, rechts und links. im volksmund auch „blinker“ genannt.

diese blinkelämpchen sind im grunde ganz einfach und unkompliziert in betrieb zu setzen: vorne in der nähe des lenkrads gibt es dafür nette hebelchen, die ganz leicht erreichbar und ohne verrenkungen zu bedienen sind.

in deutschland gibt es elektrisch blinkende fahrtrichtungsanzeiger am auto immerhin seit den 50er jahren – also seit mehr als einem halbem jahrhundert. davor wurde das abbiegen halbautomatisch angezeigt mit mechanischen ‚winkern‘ und noch früher mit metallschildchen, die während der fahrt von hand betrieben wurden.

im grunde also lange genug, um sich damit anzufreunden und an deren gebrauch zu gewöhnen.

worauf ich hinaus will?! ich bin genervt, weil gefühlte 69 % der autofahrerInnen gar nicht zu wissen scheinen, dass sie so was am auto haben. mein gefühl trügt mich natürlich. in echt sind es nur ein gutes drittel (studie des Auto Club Europa ACE von 2008), die gar nicht blinken oder falsch oder zu spät.

woran liegt‘s?! das ist ja nicht neu. früher, als ich noch in berlin (west, später einig) lebte, war meine theorie, dass die DDR aus reiner perfidie in ihren grenzübergangsanlagen blinkerzerstörsender eingebaut hatte, so dass die innerstädtisch an vielen autos nicht mehr funktionierten.

seitdem ich auf dem land lebe in BRD südwest, weiß ich, dass es nicht nur daran gelegen haben kann. denn auch die landbevölkerung liebt (und/oder kennt) ihren blinkerhebel nicht.

leider kann ich nicht in die köpfe hinter den lenkrädern blicken. denken sie „blinken VOR dem abbiegen? wozu?! ich weiß doch, wo ich hin will!“ oder „wo ich hin will, das geht euch alle gar nichts an. das zeige ich  nicht – wozu haben wir datenschutz?!“ oder haben sich die sparsamen schwaben, die meist feist und selbstzufrieden in ihren sterngekrönten karossen sitzen, blinkerfreie sonderanfertigungen bauen lassen, weil die billiger sind?

allenfalls wird nach dem abbiegen geblinkt: als ob sie einen an der nase herumführen wollten oder einen lästigen verfolger abschütteln: „ätschbätsch ich bin abgebogen und du hast es gar nicht gemerkt!“

ja. ich bin genervt. weil das meine zeit kostet und doppelte aufmerksamkeit verlangt im ohnehin oft unübersichtlichen verkehrsgewusel.

genau so genervt bin ich von den kerlen, die mir testosterongesteuert an der stoßstange kleben – bloß weil ich mich an die erlaubte höchstgeschwindigkeit halte. sicherheitsabstand?!  halber tacho?! das ist doch nur was für fahranfänger! ich muss mich dann immer sehr zusammenreißen, nicht vor lauter schreck eine sofortige vollbremsung hinzulegen.

vor vielen jahren war ich einmal sehr liebevoll befreundet mit einem taxifahrer. der hatte voll die ruhe weg und sagte „es gibt überhaupt keinen grund, ungeduldig zu werden und zu drängeln, bloß weil vor mir jemand langsamer ist und nicht so schnell fährt, wie ich das möchte.“ eben.

trotzdem verzichte ich in den mit blendlicht genötigten augenblicken (in denen dann seltsamerweise auch deren überholspurblinker wieder funktioniert) auf die schreckbremse - aus gründen der kognitiven disziplin. schließlich wäre dann ich diejenige, deren auto platt gefahren wird.

das eigene auto platt gefahren kriegen, das ist schon schlimm genug, wenn eine nicht drin sitzt. so wie es mir hier im dorf vor ein paar jahren passierte:

brav parkte mein auto vor dem haus, während ich mit dem fahrrad unterwegs war. nichtsahnend kam ich zurück, da war das hinterteil von meinem alten, aber zuverlässigen golf nur noch schrott. kein täter weit und breit, nicht mal eine nachricht unterm scheibenwischer.

als ich ins haus kam, lauerte mir der vermieter auf und teilte mir mit, ich solle nicht erschrecken mit dem auto, das sei nur der ehemalige dorfmetzger gewesen; dem sei in der kurve oberhalb von meinem parkplatz der anhänger von der kupplung gesprungen (weil er es wohl eilig und den hänger nicht sorgfältig genug befestigt hatte) und rückwärts den berg runter auf mein auto gerollt.

aha.

ich könne doch froh sein, dass ich nicht dringesessen sei und überhaupt noch schlimmer wäre es gewesen, wenn das auto andersrum gestanden wäre, dann wäre der motorblock kaputt. und noch noch schlimmer wäre es gewesen, wenn da menschen oder gar kinder gestanden hätten und totgerollt worden wären von dem anhänger. aber so sei es ja nur der kofferraum, das auto könne ja noch fahren und das bräuchte man nicht der polizei melden. sagte der vermieter.

ich war sehr genervt und sehr wütend, weil ich den ganzen ärger an der backe hatte mit der versicherung vom ehemaligen dorfsmetzger, während selbiger sich feist und selbstzufrieden in seinen fernsehsessel fläzte und sich von seinem schreck erholte.

mein gut gepflegter golf war ein wirtschaftlicher totalschaden, die metzgersversicherung zahlte nur den restwert – und das war weit weniger als ein gleichwertiges gebrauchtes auto kostete. es war sehr lästig und zeitaufwändig, einen angemessenen ersatz zu finden.

der ehemalige dorfsmetzger übrigens hat sich nicht ein einziges mal bei mir gemeldet. geschweige denn für den angerichteten schaden entschuldigt.

so sind sie hier auf dem lande. sehr verkehrsungezogen.


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