Hauchzarte Keramik: Susann Babion, Freiburg |
„komm und setz dich zu mir auf den schoß,“ sagte der mann meines herzens.
das klang verlockend.
ich setzte mich auf sein linkes knie und er legte einen arm um meinen rücken.
es war wacklig.
ich versuchte, es schön zu finden.
eine völlig neue situation. und dennoch uralt.
ich hätte es sehr gerne schön gefunden. es war nah.
die hand in meinem rücken war warm.
das war angenehm.
ich hätte mich gerne behaglich und geborgen gefühlt.
es blieb wacklig. nähe ist gefährlich.
plötzlich war ich zu zweit auf diesem knie.
das fünfjährige mädchen wurde wach. es hatte angst.
„müssen wir hier sitzen?“ flüsterte das fünfjährige mädchen.
„er hat uns dazu eingeladen.“
„ich will nicht beim oppa auf den knien sitzen müssen,“ flüsterte das fünfjährige mädchen.
„aber das ist nicht der opa. wir sitzen bei gb.“
„der oppa wollte aber auch immer, dass ich mich auf seinen schoß setze, und dann war das so komisch,“ flüstert das fünfjährige mädchen.
„aber das ist nicht der opa. wir sitzen auf gb‘s knie.“
„der oppa hat immer gesagt, er hat mich lieb. und dann musste ich mich auf seinen schoß setzen, und dann hat er so komische sachen gemacht, weil er mich lieb hatte,“ sagt das fünfjährige mädchen.
„der opa hatte dich nicht lieb. er hat das nur gesagt, damit du stillhältst. der opa hat dir sehr sehr weh getan. eigentlich hatte er nur sich selbst lieb. der opa ist schon lange tot. er kann dir nichts mehr tun. das hier, das ist nicht das knie vom opa. das ist der gb.
„hat der gb uns auch lieb?“ fragt das fünfjährige mädchen.
„das weiß ich nicht.“
„warum sitzen wir dann hier?“ fragt das fünfjährige mädchen und klettert von dem knie wieder runter.
dann nimmt sie mich an der hand und wir müssen gehen weil sie sagt, sie hält es nicht eine minute länger aus. der mann meines herzens mit den schönen händen, der von dem inneren dialog ja gar nix mitkriegt, wundert sich nur und hält mich für ferngesteuert. so eine kann man(n) doch nicht lieben, die einfach aufsteht und geht und nicht einmal selbst weiß warum. denn der dialog mit dem inneren kind, davon wußte ich in dem augenblick tatsächlich noch nichts. von ihren streichen erzählt mir die fünfjährige immer erst später. wenn überhaupt.
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