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Januar 2021

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Sonntag, 7. April 2013

alpträume delegieren

besondere maßnahme no. XXVIII

nacht für nacht bin ich unterwegs, komme nicht an. bin zu spät, zu früh, werde verfolgt, bin auf der flucht, kriege den koffer nicht gepackt oder den container für den umzug; verpasse den flieger, den zug, den bus.

Steinmännchen am Bodensee - Konstanz

nacht für nacht werde ich im auto verfolgt, von geheimdiensten beschossen, mit messern bedroht; habe ich kein zuhause oder komme in eine verwüstete, zerstörte oder nicht mehr vorhandene, von anderen bewohnte wohnung zurück.

nacht für nacht finde ich mich an plötzlich unerlaubten orten wieder, werde ich bedroht und beschossen, stehe ich verletzt, blutend und nackt in empörter öffentlichkeit; schäme ich mich ratlos vor feindseligen kündigungs- und gnadenlosen familientribunalen.

nacht für nacht rückt das ziel in immer unerreichbarere ferne; stecke ich ausweglos bis zum hals in giftigem, brodelnd ätzenden schlamm, der mich zu ersticken droht; ist da, wo immer ein weg war, plötzlich ein tödlicher abgrund.

nacht für nacht werde ich bedroht, gefoltert, vergewaltigt; wird die katze vergiftet und mir häppchenweise serviert.

nacht für nacht bin ich müde, erschöpft und verzweifelt, will ich doch nur nach hause und ein bißchen ruhe - so wie andere menschen auch. aber ich finde den weg nicht, und ein zu hause gibt es gleich gar nicht.

gegen das, was ich nacht für nacht durchmache, sind die horrorgeschichten von Stephen King der reinste kindergartenkram.

ich bin immer allein. immer in angst. unfähig, die dinge zu erledigen, die ein 'normaler' mensch gefälligst mal eben schnell ohne großes aufsehen zu erledigen hat. niemals bin ich gut genug und offensichtlich immer schuld an etwas ganz schrecklich schlimmen, das den anderen erlaubt, mein leben für unlebenswert zu erklären, mich zu verachten, zu verfolgen, zu vertreiben, zu verletzen, auszuschließen.

der letzte schöne traum, den ich erinnere, liegt mehr als dreißig jahre zurück. selbst der begann mit einer katastrophe: ich war unterwegs im nachtzug von italien nach freiburg. die alpen machen mir angst, bedrängen und bedrücken mich. da kriege ich keine luft. deswegen nehme ich durch die schweiz immer den nachtzug, da muss ich die hohen berge nicht sehen. aber mein zug ist entgleist, mitten in der nacht, mitten in den alpen.

damals war ich in der phase zwischen abitur und studium. ich war 19, habe gejobbt, bin viel gereist, wollte welt sehen - und nicht nahtlos von einer schule auf die andere stolpern. nach diesem jahr war klar: ich werde in freiburg studieren. und dahin sollte der zug im traum mich bringen. über nacht.

der zug kam nie an. er entgleiste, kippte um, es ging nicht weiter. ich war aus meiner schlafkoje durchs offene fenster herausgerutscht, lag unter dem zug. mitten in den alpen. rechts und links bedrohliche steile bergwände. ich krabbelte unter dem zug hervor, rappelte mich auf und kletterte die wand hoch, stieg auf den berg. im dunkeln. stück für stück.

als ich oben ankam, brach die morgendämmerung an, eine freundlich warme sonne schickte ihre ersten strahlen über das rheintal. die aussicht war gigantisch. in der ferne sah ich mein geliebtes freiburg. da breitete ich die arme aus und flog.

auch in diesem traum kam ich nicht an. das gefühl des fliegens war so überwältigend schön, dass ich wach wurde. aber genau deswegen habe ich diesen traum als „schön“ in erinnerung. seit mehr als drei jahrzehnten. ich bin dann auch im echten leben nach freiburg gezogen.

seither gab es niemals wieder einen traum, aus dem ich fröhlich und zuversichtlich erwachte.

neuerdings reichen meine eigenen nächte nicht mehr aus für die vielen alpträume. sie unterwandern meinen freundeskreis:

eine bekannte erzählte mir vor kurzem, sie habe von mir geträumt. naja, nicht direkt. in ihrem traum ging es um mich, aber ich war nicht da. ich war mal wieder verreist. und sie wollte in meiner wohnung nach dem rechten sehen.

sie kam herein, die tür stand sperrangelweit offen, mein katholischer vermieter und andere ekelhafte männer latschten in meiner wohnung herum, fassten alles an, schoben unsanft möbel hin und her, warfen meine persönlichsten und privatesten dinge durcheinander und lästerten abfällig über die „renitente alte“ aus dem dachgeschoss. der balkon war von außen mit brettern vernagelt - meine sonst so helle und freundliche wohnung war dunkel und stank nach diesen widerlichen kerlen. der treppenabsatz vor der wohnungstür war abgerissen - man stürzte direkt ins treppenhaus hinunter.

meine bekannte war starr vor entsetzen, blieb aber tapfer, wollte die einbrecher vertreiben. die aber hatten keinerlei unrechtsbewusstsein, meine privatsphäre zu penetrieren. sie erntete spott und hohn und gelächter. der traum war sehr realistisch, denn so sind sie auch in echt, mein respektloser vermieter und seine primitiven dorfkumpels.

sie weinte, als sie mir das erzählte. hatte angst um mich gehabt. ich war bestürzt. und heimlich froh, dass sie mir einen alptraum abgenommen hatte, den ich selbst nicht passender hätte träumen können.

vielleicht wäre das eine möglichkeit, meine eigenen nachtwanderungen etwas entspannter zu gestalten? ich könnte meine alpträume delegieren.

ich würde allerdings nur ungerne weiterhin meine freundInnen damit belasten.

weiß nicht jemand, wie man alpträume channelt an - sagen wir mal - so jemanden wie meine ollen vermieter? oder besser: an menschen, die ihrer ewigen schönen träume längst überdrüssig sind und auch mal echten horror erleben wollen in der nacht? wäre das nicht eine ganz besondere maßnahme? eine erfolg versprechende geschäftsidee?

meine nightmare-productions sind von ausgesuchter gruselqualität. das könnte sich durchaus lohnen.
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Montag, 18. März 2013

ich bin heldin

endlich einmal eine gute nachricht! 

große freude, dankbarkeit und stolz waren meine reaktionen auf die nachricht, dass ich von der verlegerin Renate Blaes  zur heldin ernannt worden bin. sie hat in ihrem blog eine wunderbare laudatio über mich geschrieben. beim lesen bin ich fast kein bißchen rot geworden. das kann und will ich nicht unkommentiert in den unendlichen weiten des internets verloren gehen lassen!

Die 3-fach lächelnde Heldin: Linzertorte

seit mehr als zwei wochen drehe und wende ich eine antwort in meinem kopf, die mehr ist als ein simples "dankeschön".

an dieser stelle halte ich ein interview mit mir selbst für angemessen. drei fragen an eine heldin ....


1) wie es für dich, heldin genannt zu werden?
erst einmal ist das total ungewohnt. wenn meine mutter mich früher so nannte, dann war das garantiert ironisch und sehr abwertend gemeint. als erstes gucke ich also an mir herunter und frage mich „was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?“ - als ich dann aber die laudatio gelesen habe, und die ist so liebevoll, da war ich ganz gerührt und habe versucht, diese anerkennung vorsichtig anzunehmen und ganz langsam zu lutschen wie ein honigbonbon.
mittlerweile freue ich mich einfach, dass da jemand ist, die zu würdigen weiß, wie anstrengend das leben sein kann und welche kraft es braucht, das leben bei lebendigem leibe auszuhalten, ohne betäubungsmittel, ohne wieder in süchtiges verhalten abzugleiten - und mir das auch sagt. dafür bin ich sehr dankbar!
dann sagt sie es ja nicht nur mir, sondern ganz öffentlich der ganzen welt. da musste ich auch erst einmal tief luft holen. aber es ist tatsächlich ein starkes stück, nicht rückfällig zu werden weder mit alkohol noch mit nikotin, trotz all der katastrophen in meinem leben. ich bin stolz darauf, dass mir das gelingt, und dankbar für die anerkennung.

2) ganz allgemein, wie würdest du den begriff der heldin definieren?
eine heldin - das ist für mich eine, die authentisch ihren eigenen weg geht. eine, die sich ihren eigenen lebens-sinn stiftet bzw. stiften muss, weil das, was die gesellschaft an sinn und zweck für sie bereithält, ihrem persönlichen sein nicht entspricht. die es sich nicht leicht macht und auch eher unbequeme wege geht - die es aber gleichzeitig auch aushält, für andere unbequem zu sein. dafür braucht eine frau große innere stärke und sehr viel mut. heldin sein bedeutet: ein hohes maß an ethischer verantwortung übernehmen.

heldin sein ist für eine frau ja noch eher ungewöhnlich. historisch gesehen ist der begriff des helden den männern vorbehalten. männer haben schlachten gewonnen und drachen getötet - und wurden für ihre heldentaten mit einer prinzessin belohnt.

frauen kämpfen im allgemeinen nicht auf kriegsschlachtfeldern. unsere heldinnentaten sind andere.
die gesellschaft geht stillschweigend davon aus, dass frauen ihre alltagsdrachen erledigen, ohne großes lob zu erwarten und erst recht keinen prinzen als belohnung. frauen sind - auch heute noch - viel zu selten der rede wert. gerade in der deutschen sprache können bzw. müssen wir ein lied davon singen, und das heißt nicht 'lobet den herrn'.
eine heldin ist nicht nur, wer sich selbstlos aufopfert für andere, wer zur märtyrerin wird. das ist schon fast leicht, weil es überall, wie automatisch, sehr viel anerkennung findet. „nächstenliebe“ bringt eine menge honigbonbons fürs ego, und ist damit in unserer christlich geprägten gesellschaft eine der wenigen erlaubten formen von weiblicher selbstliebe. frauen dürfen als heldin nicht egoistisch sein, dürfen nicht auch für eigene ziele kämpfen. das ist ein ziemlich verdrehtes, moralinsaures idealbild, das für echte heldinnen nicht taugt, weil es frauen in ihrer entwicklung behindert.

für den heldischen mann hingegen ist es völlig selbstverständlich, dass er mit seinen heldentaten auch egoistische ziele verfolgt: er kämpft für mehr persönliche macht, für mehr persönlichen reichtum, für größeren einfluss, für ein höheres einkommen - und alle finden das legitim. aber wehe, eine frau gibt zu, dass sie für die verbesserung ihrer persönlichen materiellen situation kämpft. dann gilt sie als selbstsüchtige, gewissenlose intrigantin - aber keineswegs als heldin! dann ist sie nicht mehr prinzessin, sondern hexe.

heldin zu sein, das bedeutet für mich vor allem, gemäß meiner möglichkeiten meine potentiale voll zu entfalten und für eigene ethische ziele zu kämpfen. widerstand kommt da gar nicht mal immer nur (aber oft) von männern, sondern leider auch von frauen, die es nicht ertragen, wenn eine aus dem krabbenkorb entkommen und besser sein will als die anderen - weil sie es eben kann.

frauen müssen heutzutage an so vielen fronten stark sein, dass das töten von drachen dagegen wie ein kindergartenspiel für kleine jungs aussieht. wir sollen stets perfekt sein als frau, liebhaberin, ehefrau, freundin, mutter, tochter, angestellte, chefin, kollegin, freischaffende, haushälterin, putzfrau, pflegerin - all das am besten gleichzeitig und noch dazu schlank und makellos dem aktuellen schönheitsideal entsprechend, dass es in meinen augen schon eine heldinnentat ist, diesen unmenschlichen druck im alltag unbeschadet und in würde zu überstehen, ohne sich selbst oder andere zu verletzen, ohne den enormen druck auf andere abzulassen. wer da abends noch den eigenen namen kennt und weiß, wer sie ist - ohne sich verbogen zu haben - die ist heldin.

ganz und gar, mit jeder zelle authentisch zu sein (bzw. erst einmal zu werden und dann zu bleiben) ist die grundvoraussetzung einer heldin. weil schon allein diese haltung auf andere abstrahlt und sie ermuntert und ermutigt, nicht aufzugeben. das gelingt mir nicht immer. aber ich gebe mir mühe. wenn ich dann ab und zu noch energie habe, diese kraft auch für andere einzusetzen, bin ich super-heldin.

3) in welchen lebensbereichen fühlst du dich als heldin?
als alkoholikerin bin ich seit bald 14 jahren abstinent. angesichts meiner oft schwierigen lebensumstände, die sich in dieser zeit nicht verbessert, sondern sehr konkret sehr verschlechtert haben, bin ich da meine eigene heldin.
darüber hinaus bin ich seit mehr als 10 jahren aktiv in der sucht- und rückfallprophylaxe. unter meinem echten namen. ich fürchte, das hat sehr dazu beigetragen, dass ich beruflich keinen fuß mehr in irgendeine tür bekommen habe, dass man mir nichts mehr zutraut. das stigma der "versoffenen schlampe" ist groß - auch wenn ich die niemals war. vorurteile sind hartnäckig, die sanktionen frauen gegenüber sind immer noch härter als bei männern. ich habe damals einfach nicht damit gerechnet, dass es mir nachteile bringt, wenn ich mit meiner überwundenen sucht offen umgehe als kompetente fachfrau in eigener sache. es ist erschreckend, wie ignorant und rückständig manche menschen in dieser hinsicht immer noch sind.

heldin sein bedeutet nicht nur, stark und irgendwie "besser" zu sein als andere - sondern auch rückschläge einzustecken, missgunst zu ertragen und gegenwind auszuhalten. das ist vielleicht das schwierigste daran. weil mich das schon im „echten“ leben sehr viel kraft kostet, bin ich in diesem weblog immer noch anonym. die anonymität ist ein schutz, der - so seltsam das klingt - meiner inneren heldin die existenz erleichtert.

falls ihr weitere fragen habt, könnt ihr mir die unten in den kommentaren stellen. ich werde dann darüber nachdenken und gerne noch das eine oder andere beantworten.


ps.
der tag der heldinnen am 8. und 9. märz 2013 war kein offizieller, sondern als werbewirksamer hinweis aufs eigene programm proklamiert vom TV-sender sixx, dem „frauenfernsehen“ aus dem hause prosiebensat1.

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Sonntag, 3. März 2013

sweet thoughts


besondere maßnahme no. XXVII

„… auf meinem Nachttisch steht ein Schokoladenhase,
traurig und allein.
Ich weiß ihm nicht zu helfen
und stopf ihn in mich rein ...“
(Element of Crime, CD An einem Sonntag im April, 1994)


ich denke, also bin ich.

wenn ich denke, dann meistens mit dem kopf. genauer: mit einigen arealen meines im kopf befindlichen gehirns. mein gehirn kann auch noch anderes. gucken zum beispiel - mit hilfe der augen. oder horchen - mit den ohren. da sind die „instrumente“ offensichtlich.

Schokoladenhase Gold Edition

auch denken tut mein gehirn nicht einfach so. aber man sieht ihm nicht direkt an, dass es dazu zucker braucht. und zwar traubenzucker. in reinform. etwas anderes lässt es als gedankentreibstoff gar nicht zu. dazu hat es die blut-hirn-schranke. damit hält sich das gehirn unnützes zeugs wie vitamine und ballaststoffe vom leibe. höchstens alkohol oder koffein lässt es mal noch durch.

deswegen essen wir zum beispiel in prüfungen diese gepressten traubenzuckerwürfel. das ist erlaubtes gehirndoping, damit wir schneller denken können. traubenzucker hilft auch bei langen autofahrten, die konzentration zu bewahren. deswegen ist zucker mein ständiger beifahrer im handschuhfach. je nach jahreszeit und witterung abwechselnd in form von traubenzucker, schokolade, fruchtgummi oder auch schon mal getrockneten früchten. mein auto hat weder klimaanlage noch garage. schokolade geht da nicht immer.

natürlich ist es auch möglich, das gehirn durch die ausreichende zufuhr sonstiger kohlenhydrate in gang zu halten. unser genialer stoffwechsel dingelt das schon: er wandelt pasta oder pflaumenkuchen zuverlässig in traubenzucker um. exclusivement fürs kombinierkäschtle. leicht zeitverzögert, versteht sich.

wenn das gehirn „zuckersüß“ schmeckt, dann erwartet es auch zucker. und zwar in echt. nicht irgendeinen ersatz, der es gar nicht über die bluthirnschranke schafft.

aus süßungsmitteln wie aspartam oder steevia aber kann auch der beste stoffwechsel keinen traubenzucker produzieren. das gehirn lässt sich da nicht betuppen!

solcherlei täuschungsmanöver sind sehr ungesund, weil sie nicht nur den kopf, sondern auch das darmhirn unabsehbar durcheinander bringen. das kann sehr schädliche folgen haben. es geht niemals nur um die zufuhr abgezählter kalorien - auch wenn manche „ernährungsexperten“ das behaupten. so ein „beschiss-zucker“ kommt mir nicht ins haus!

erst recht nicht, weil zucker auf wundersame weise die serotonin-produktion ankurbelt und damit eine leicht antidepressive wirkung hat. schon allein deswegen brauche ich im winter mehr schokolade als im sommer. wie gut, dass das mit den „schokolade-im auto-transport"-kompatiblen temperaturen jahreszeitlich korrespondiert! kein wunder, dass low-carb-diäten auch depressiv machen können.

auch zu hause ist schokolade das denkschmiermittel meiner wahl. da brauche ich gar nicht meine traurige kindheit bemühen, in der die schokolade im lila papier zwar ständig verfügbar, aber entsetzlich streng rationiert war. gerade so, als ob meine mutter nicht gewollt hätte, dass ich schneller denke. nur am rande: das wollte sie wirklich nicht: "kind, zieh nit immer die stirn esu kraus!" - weil das bleibende falten macht.

zurück zum thema:
ich bin ein denkender mensch, also brauche ich zucker.

allein ballaststoffreiche rohkost hilft mir da nicht weiter. ich esse, was mir schmeckt und setze wie auch sonst im leben auf eine milde wilde mischung. meine ernährung ist dann ausgewogen, wenn sie mich stark, schön, schlau & glücklich macht.

wenn ein goldiger schokoladenhase all diese bedingungen an einem nebligen märzensonntag erfüllt, dann kommt er mir als besondere maßnahme gerade recht.


dieser text ist ein beitrag zu Sabienes blogparade „Mahlzeit - zuckersüß“.



ps.
für die fundierten informationen zu lebensmittelchemischen prozessen im gehirn und sonstewo danke ich Udo Pollmer und dem EULE e.V.
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Sonntag, 24. Februar 2013

stundenglas

let us be kind to one another
we can try ….
before the sand does all run out
of the hourglass
(jeremy, 1973)

ich habe diese große sanduhr. ungefähr eine stunde lang rinnt der sand durch die gläserne taille.

vor vielen jahren habe ich sie gekauft, eigentlich zum baden. ich finde das schön, im meersalzigen badewasser zu wannen und dem sand zuzuschauen, wie er unten immer mehr und oben immer weniger wird. oben bildet sich eine vertiefung im sand, unten fließt ein hügel auf. unausweichlich. unaufhaltsam.

dann stelle ich mir vor, wie das wäre ….

Sanduhr & Sorgenpüppchen

ich bin ganz winzigwinzigklein und stehe da oben, innen drin: dort am rand, wo sich im sand der trichter bildet. ich bin so ein männchen im sand, ein sandmännchen. das ist gefährlich! ich muss die ganze zeit achtgeben, nicht den halt zu verlieren, denn sonst werde ich abrutschen und vom abfließenden sand in die tiefe gerissen. ich kämpfe und strample - vergeblich. irgendwann passiert es doch, und ich stürze ab. unausweichlich. unaufhaltsam.

nach dem sturz in die tiefe lande ich zunächst weich auf dem sandkegel in der unteren hälfte, der durch den aufprall kein gleichmäßiger kegel mehr ist. aber das macht nichts. der weiterfließende sand wird das schon ausgleichen. was die perfekte optik der sanduhr betrifft, ist mein absturz kein großes problem.

anders mein persönlicher zustand: augen, mund und nase, haare, hemd und hose sind voller sand. ich habe durst. es gibt kein wasser in der nähe. weder zum trinken, noch zum auswaschen. wasser im stundenglas würde den perfekten, reibungslosen ablauf gefährden wie andernorts sand im getriebe.

jenseits meines sandigen glashauses sehe ich in der ferne blaues wasser blitzen. ich komme nicht heran. die runden wände halten absolut dicht.

zum ausruhen ist jetzt sowieso keine zeit, denn nun muss ich acht geben, nicht verschüttet zu werden. der sandstrahl von oben rieselt stetig auf mich herab. unausweichlich. unaufhaltsam. wenn ich dem nicht geschickt ausweiche, werde ich darunter begraben.

ich kann nur hoffen, dass die obere hälfte bald leer ist. dann kann ich ein wenig zur ruhe kommen. gegen den durst wird mir schon noch etwas einfallen. ich hoffe und bete, dass ich eine verschnaufpause kriege, dass die sanduhr nicht sofort wieder auf den kopf gestellt wird. aber jemand wird kommen und sie umdrehen. unausweichlich. unaufhaltsam.

das leben in der sanduhr ist ein alptraum. es ist mein leben. es ist ein paradox.

es gibt kein entrinnen. das leben quält mich. von frühester kindheit an. ich strample und rackere mich ab, stürze im stundenglas von oben nach unten und wieder hinauf. ich habe großen durst. ich hoffe und hoffe, dass, wenn ich mich ganz besonders anstrenge, es dann irgendwann aufhört, dass es besser wird. aber es hört nicht auf, und es wird nicht besser. mein leben zerrinnt im quarz, der scheuert mir die seele wund. gnadenlos. ich bin sisyphos in der sanduhr.

während ich noch - hermetisch eingeschlossen im stundenglas - als geplagtes sandmännchen von wasser träume, sehe ich mich da draußen genüsslich in der wanne liegen. ich sehe, wie ich mich beobachte. ich beobachte, wie ich von mir gesehen werde. ich bin hier und dort, groß und klein, durstig und satt, innen und außen, zermürbt und entspannt - alles zugleich.

im stundenglas krabble ich im sand, in der wanne liegend sehe ich mir selbst dabei zu. und umgekehrt. ich sehe mir dabei zu, wie mein sandmännchen-ich sich zerquält, und ich …. tue nichts.

das ist seltsam schön und grausam zugleich. ich stelle die sanduhr absichtlich mit etwas entfernung von meiner wanne auf, damit ich dieses imaginäre schauspiel nicht unterbrechen kann, ohne auch mein bad abzubrechen.

während ich mich meiner sanduhr-meditation hingebe, summe ich das lied aus dem film jeremy. jedes mal:

lass uns nett zueinander sein. 
wir können es versuchen. 
bevor aller sand 
aus dem stundenglas geronnen ist.


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Mittwoch, 13. Februar 2013

so geht das nicht II

.... fortsetzung des bilderklaus - zum stand der dinge:

nach meinem letzten post hatten beide 'bilderdiebe' mein foto noch am selben tag aus dem netz genommen.

geliebte tulpen

nachtrag 22. februar 2013:

auch meine rechnungen wurden beglichen.
deswegen habe ich hier die namen der 'bilderdiebe' wieder herausgenommen.


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Freitag, 1. Februar 2013

so geht das nicht

seit mehr als dreieinhalb jahren fülle ich dieses weblog mit bildern und texten, mit viel persönlichkeit und emotion und energie.

über positive reaktionen freue ich mich immer, mit kritik und ratschlägen kann ich umgehen.

ich finde es auch toll, wenn komplimente zu meinen fotos kommen.

Rosinenrosen & Kronjuwelen

wenn aber jemand meint, es sei ein kompliment, meine bilder ungefragt, ohne mich zu informieren und ohne honorar auf seiner kommerziellen webseite einzusetzen, dann irrt er ganz gewaltig.

da freue ich mich nicht drüber, da bin ich indigniert. also ganz gepflegt wütend!

meine bilder ohne namensnennung, ohne quellenangabe auf fremden webseiten zu entdecken - das passierte mir diese woche gleich ein halbes dutzend mal.

hapüh!

den 'bilderdiebischen' unternehmen habe ich nun - nach eingehender anwaltlicher und fachlicher beratung - eine rechnung geschickt für die unberechtigte nutzung meiner bilder. weitere rechtliche schritte und die inanspruchnahme anwaltlicher unterstützung behalte ich mir vor.

damit das mal klar ist.

bei privaten webseiten bin ich - bisher - immer sehr kulant. ich schreibe eine mehr oder weniger freundliche email. wenn daraufhin meine urheberinnenschaft nachgetragen oder das bild von der webseite entfernt wird, okay.

kann sein, dass ich auch da bald strenger werde. irgendwann ist meine geduldige geduld am ende. meine fotos, meine bilder aber ungefragt kommerziell zu nutzen - das geht gar nicht!

fortsetzung folgt ....

ps:
die beweisbilder und die namen der 'bilderdiebe'  an dieser stelle habe ich wieder herausgenommen, da es mir nicht um einen dauerhaften internet-pranger geht
 
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