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Sonntag, 3. März 2013

sweet thoughts


besondere maßnahme no. XXVII

„… auf meinem Nachttisch steht ein Schokoladenhase,
traurig und allein.
Ich weiß ihm nicht zu helfen
und stopf ihn in mich rein ...“
(Element of Crime, CD An einem Sonntag im April, 1994)


ich denke, also bin ich.

wenn ich denke, dann meistens mit dem kopf. genauer: mit einigen arealen meines im kopf befindlichen gehirns. mein gehirn kann auch noch anderes. gucken zum beispiel - mit hilfe der augen. oder horchen - mit den ohren. da sind die „instrumente“ offensichtlich.

Schokoladenhase Gold Edition

auch denken tut mein gehirn nicht einfach so. aber man sieht ihm nicht direkt an, dass es dazu zucker braucht. und zwar traubenzucker. in reinform. etwas anderes lässt es als gedankentreibstoff gar nicht zu. dazu hat es die blut-hirn-schranke. damit hält sich das gehirn unnützes zeugs wie vitamine und ballaststoffe vom leibe. höchstens alkohol oder koffein lässt es mal noch durch.

deswegen essen wir zum beispiel in prüfungen diese gepressten traubenzuckerwürfel. das ist erlaubtes gehirndoping, damit wir schneller denken können. traubenzucker hilft auch bei langen autofahrten, die konzentration zu bewahren. deswegen ist zucker mein ständiger beifahrer im handschuhfach. je nach jahreszeit und witterung abwechselnd in form von traubenzucker, schokolade, fruchtgummi oder auch schon mal getrockneten früchten. mein auto hat weder klimaanlage noch garage. schokolade geht da nicht immer.

natürlich ist es auch möglich, das gehirn durch die ausreichende zufuhr sonstiger kohlenhydrate in gang zu halten. unser genialer stoffwechsel dingelt das schon: er wandelt pasta oder pflaumenkuchen zuverlässig in traubenzucker um. exclusivement fürs kombinierkäschtle. leicht zeitverzögert, versteht sich.

wenn das gehirn „zuckersüß“ schmeckt, dann erwartet es auch zucker. und zwar in echt. nicht irgendeinen ersatz, der es gar nicht über die bluthirnschranke schafft.

aus süßungsmitteln wie aspartam oder steevia aber kann auch der beste stoffwechsel keinen traubenzucker produzieren. das gehirn lässt sich da nicht betuppen!

solcherlei täuschungsmanöver sind sehr ungesund, weil sie nicht nur den kopf, sondern auch das darmhirn unabsehbar durcheinander bringen. das kann sehr schädliche folgen haben. es geht niemals nur um die zufuhr abgezählter kalorien - auch wenn manche „ernährungsexperten“ das behaupten. so ein „beschiss-zucker“ kommt mir nicht ins haus!

erst recht nicht, weil zucker auf wundersame weise die serotonin-produktion ankurbelt und damit eine leicht antidepressive wirkung hat. schon allein deswegen brauche ich im winter mehr schokolade als im sommer. wie gut, dass das mit den „schokolade-im auto-transport"-kompatiblen temperaturen jahreszeitlich korrespondiert! kein wunder, dass low-carb-diäten auch depressiv machen können.

auch zu hause ist schokolade das denkschmiermittel meiner wahl. da brauche ich gar nicht meine traurige kindheit bemühen, in der die schokolade im lila papier zwar ständig verfügbar, aber entsetzlich streng rationiert war. gerade so, als ob meine mutter nicht gewollt hätte, dass ich schneller denke. nur am rande: das wollte sie wirklich nicht: "kind, zieh nit immer die stirn esu kraus!" - weil das bleibende falten macht.

zurück zum thema:
ich bin ein denkender mensch, also brauche ich zucker.

allein ballaststoffreiche rohkost hilft mir da nicht weiter. ich esse, was mir schmeckt und setze wie auch sonst im leben auf eine milde wilde mischung. meine ernährung ist dann ausgewogen, wenn sie mich stark, schön, schlau & glücklich macht.

wenn ein goldiger schokoladenhase all diese bedingungen an einem nebligen märzensonntag erfüllt, dann kommt er mir als besondere maßnahme gerade recht.


dieser text ist ein beitrag zu Sabienes blogparade „Mahlzeit - zuckersüß“.



ps.
für die fundierten informationen zu lebensmittelchemischen prozessen im gehirn und sonstewo danke ich Udo Pollmer und dem EULE e.V.
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