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Sonntag, 20. April 2014

Reisen in Burma

- Verlosung zum Welttag des Buches 2014 -

Leise schmatzte der Marmor unter meinen nackten Füßen. Es war noch früh am Tag, die Sonne stand nicht allzu zu hoch. Trotzdem musste ich im Schatten bleiben, um mir nicht die Fußsohlen zu verbrennen. Meine Flipflops hatte ich am Eingang zu Hunderten anderen gestellt. Das Heiligtum wollte mich barfuß. Stufe um Stufe, Fußtaps für Fußtaps stieg ich den Hügel hinauf. Das hier war heiliger als der Kölner Dom meiner Kindheit: Die goldene Shwedagon Pagode in Yangon, der größten Stadt von Myanmar.

Reisen in Burma

Wir befinden uns im Jahr 1981. Ich war erst neunzehn. Myanmar hieß damals noch Burma oder auch Birma, die Hauptstadt war Rangoon. Mein Visum galt genau sieben Tage, länger durften Touristen aus dem Westen nicht einreisen, um die von der Militärregierung abgeschottete und auf Sozialismus getrimmte Bevölkerung nicht zu verderben.

Im Grunde wusste ich nichts von diesem Land. Ich hatte nur gehört, dass es sehr geheimnisvoll, sehr fremd und sehr sehr schön sein sollte. Im Jahr 1981 gab es weder Handy noch Internet, keine Wikipedia und kein Smartphone mit „wo-bin-ich-denn-hier-überhaupt-gelandet“-App. Ein paar vage Seiten in meinem Südostasien-Reiseführer, und ich als reiselustige Teenagerin dazwischen.

Ich war allein unterwegs und hatte noch nicht einmal einen Fotoapparat dabei. Weder sprach ich burmesisch, noch konnte ich die zauberhafte Kringelschrift entziffern. Aber ich war neugierig und wollte in der kurzen mir zur Verfügung stehenden Zeit so viel wie möglich sehen.

Meine Erinnerung an diese Woche in Birma ist inzwischen ziemlich verblasst. Nur einzelne Szenen - bunt, glasklar und mit scharfen Konturen - ragen heraus aus dem freundlichen Nebel der Vergangenheit.

Meine nackten Füße auf blankem Marmor im Schatten der goldenen Pagode ist eine davon.

Juchzende, vor Vergnügen quietschende Kinder, rittlings auf einem riesigen Wasserbüffel, der auf dem Damm eines Reisfeldes entlang galoppierte, eine andere.

Das schwimmende Kloster auf dem Inle-See ist mir wegen der vielen Katzen im Herzen geblieben. Die Mönche hatten ihnen kleine Kunststücke beigebracht. Mit der Vorführung bedankten sie sich für Spenden, und ich staunte entzückt.

In Mandalay und Maymyo gab es keine Autos. Man bewegte sich in Pferdekutschen, auf Fahrrädern und Ochsenkarren, zu Fuß. Körbeweise krabbelnde Kakerlaken auf dem Markt. Ich fragte mich damals, was die Menschen damit wohl anstellten.

Die lange Fahrt im hoffnungslos überfüllten Zug: Meinen Sitzplatz auf der harten Holzbank hatte ich nur meinem Sonderstatus als Touristin zu verdanken. Zwischen den vollgepackten Gepäcknetzen waren Schnüre gespannt, auf denen reihenweise Kohlköpfe und anderes Gemüse zum Trocknen hing. Die Toilette war besetzt von einer Ziege, drei Hühnern und einem Hahn im Korb. Im Gang, in den Gepäcknetzen, auf den Plattformen am Waggonende, sogar auf dem Dach saßen-standen-lagen Menschen. Wir mussten schließlich mitsamt unserem Gepäck durchs Fenster aussteigen, weil jeder Quadratzentimeter Boden besetzt und keinerlei Durchkommen war.

In meinen Tagebüchern von damals steht kaum etwas über diese Woche. Zu dicht war die Reise, zu groß das Unterwegssein. Zum Aufschreiben war keine Zeit geblieben. Nicht einmal ein Souvenir habe ich noch von dieser Traumwoche.

Nun gibt es ein Buch, das meiner Erinnerung ein wenig auf die Sprünge hilft. Von Alice Schwarzer und Bettina Flitner. „Reisen in Burma“ heißt es.

Es ist ein großes Buch geworden. Schwer. Und fest. Ein Bilderbuch, vor allem. Ganz altmodisch. Es ist schön. Es atmet Zeitgeschichte, es ist persönlich und dennoch nicht unpolitisch, eine Momentaufnahme. Oder vielleicht besser: Viele Momentaufnahmen. Der Versuch eines Puzzles.

Flitners Bilder aus einer verwunschenen und doch modernen Welt, die heute nicht weniger rätselhaft und widersprüchlich ist als damals: Sie ziehen in Bann und nehmen mit auf die Reise, wecken Fernweh und machen mir wehmütiges Reisefieber.

Schwarzers Texte erzählen wohltuend sanft von persönlichen Eindrücken und Begegnungen, fast zärtlich.

Das ist der Zauber von Burma. Anders als zärtlich kann man diesem Land kaum begegnen. Selbst dann nicht, wenn man weiß um die Brutalität von Geschichte und Gegenwart, um Naturkatastrophen und menschliche Grausamkeiten. Oder auch genau deswegen. Denn die Menschen selbst sind unverändert liebenswürdig, schön, stolz - und fröhlich.

Vielleicht steht auch deswegen der alte Landesname im Titel. „Reisen in Myanmar“ wäre nicht halb so poetisch.



Nun zur Verlosung:

Am 23. April vor dreihundertachtundneunzig Jahren starb William Shakespeare. Ungefähr. Dieser literarische Trauertag wurde 1995 von der UNESCO zum Welttag des Buches erklärt.

Aus diesem Anlass haben die GeschichtenAgentin Dagmar und Christina von Pudelmützes Buchwelten die Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ gestartet, an der sich im vergangenen Jahr mehr als 1000 (!sic!) Blogs beteiligten, und auch das Büro für besondere Maßnahmen hatte ein Buch verlost.

Auch in diesem Jahr mache ich wieder mit und darf mit freundlicher Unterstützung des Dumont Verlags ein Exemplar des wunderbaren Burma-Bilderbuchs verlosen:
„Reisen in Burma“ von Alice Schwarzer (Text) und Bettina Flitner (Fotos)
Dumont, Köln 2012
160 Seiten, ISBN 978-3-8321-9424-6, Ladenpreis 34,95 EUR

Bis zum Abend des 23. April 2014 (Mittwoch, 23:59 Uhr) habt Ihr Zeit, teilzunehmen. Wer das Buch gewinnen möchte, braucht nur eine klitzekleine Rätselfrage beantworten:

Wie heißt die Hauptstadt von Myanmar?

Einfach die Antwort unten in einen Kommentar schreiben und dabei eine gültige E-Mail-Adresse hinterlassen (die wird nicht veröffentlicht, wenn ihr sie im entsprechenden Feld eintragt). JedeR ab 18 Jahren darf EINmal teilnehmen. Bei mehr als einer richtigen Antwort entscheidet das Los, und der oder die GewinnerIn wird am Donnerstag, 24. April 2014 per E-Mail benachrichtigt. Ich gebe keine Daten an Dritte weiter, versende das Buch nur innerhalb Deutschlands und schließe den Rechtsweg aus. Viel Glück!


Nachtrag am 25. April 2014
Zur Auflösung des Rätsels und Gewinner-Bekanntgabe geht es bitte hier entlang.

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