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Januar 2021

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Montag, 17. März 2014

Bewerbung

Natürlich ruhe ich mich nicht aus auf dem Minijob im Anzeigen-Verlag, den ich nun schon seit fast einem halben Jahr tapfer aushalte. Wir erinnern uns? Der Stundenlohn liegt noch unter dem, was ich vor rund 30 Jahren als Studentin verdient habe.

Ungefähr 110 Euro verdiene ich da im Monat, die ich zusätzlich zum Arbeitslosengeld behalten darf. Eine nachhaltige Aufstockung ist nicht in Sicht. Weder, was meine Arbeitszeit – noch, was meinen Lohn angeht.

Begegnungen im Frühlingshimmel

Das reicht natürlich hinten und vorne nicht. Vor allem bietet es mir keinerlei Perspektive, jemals aus dem menschenverachtenden System Hartz IV herauszukommen. Qual und Folter!

Also bewerbe ich mich weiter. Stellen für kreative, sprachgewaltige Frauen über 50 sind dünn gesät. Erst recht hier im Südwesten. Wenn eine nicht Bäckereiverkäuferin ist, Putzfrau oder Altenpflegerin, dann ist da nicht viel zu machen.

Neulich wurde aber doch einmal ein „Lektor für Deutsch“ gesucht. Und zwar ab sofort! Ich bewarb mich flugs online, bringe alle geforderten Qualifikationen und sogar mehr als die.

Am vierten Tag nach meiner Bewerbung erhielt ich eine E-Mail. Man bat um Verständnis, dass die „sorgfältige Prüfung“ meiner Unterlagen bis zu sechs Wochen dauern könne.

Sechs Wochen? Ich dachte, die suchen jemand ab sofort?! Des Rätsels Lösung fand sich versteckt im nächsten Satz: Ich möge doch bitte einstweilen meine Gehaltsvorstellungen kundtun.

Meinen Marktwert? Ohne die Aufgaben im Detail zu kennen, die nötigen Qualifikationen, den zeitlichen Aufwand? Und dann auch noch per E-Mail, also quasi auf einer digitalen Postkarte? Dass die Kommunikation via Internet nicht sicher ist, wissen wir ja nicht erst seit Herrn Snowden ...

Interessant. Sie sind offensichtlich geizig und suchen nur den Billigsten. Im Klartext hatte die sehr geehrte Frau Recruitment also ungefähr Folgendes gemeint:

„So eine ältliche Mitarbeiterin wollten wir eigentlich nicht. Die kommt auf keinen Fall in die engere Wahl. Aber sie ist bestens ausgebildet und hat umfangreiche Erfahrungen. Also frag sie doch mal, was sie kostet. Vielleicht ist sie ja billig, dann können wir sie uns trotzdem einmal anschauen.“

Ich habe nicht vor, zum Dumpinglohn zu arbeiten und trotz einer festen Stelle womöglich weiterhin ergänzendes Arbeitslosengeld  beantragen zu müssen - so wie das bei meinen letzten Stellen im Medienkonzern und an der Hochschule der Fall war.

Für meine Antwort ließ ich mir drei Tage Zeit. So eine Gehaltsvorstellung ins Blaue, die bricht man schließlich nicht übers Knie.

Nach ausführlichem Nachdenken bedankte ich mich artig bei Frau Personalchefin für die Bewerbungseingangsbestätigung. Wenn man weiß, dass bei dieser Firma „sofort“ im Schnitt „mindestens sechs Wochen“ dauert, kann man leichter geduldig sein.

Meine Honorarvorstellung hingegen, die könne ich ohne die Kenntnis weiterer Details, welche vorzugsweise in einem persönlichen Gespräch zu klären seien, nicht konkret mitteilen.

Vor dem Absenden habe ich ganz unschuldig einen kleinen Tippfehler in meine Antwort eingebaut. Ich habe das Honorar quasi schon selbst gekürzt. Weiteres habe ich von der Firma nicht gehört. Die avisierten sechs Wochen sind allerdings noch nicht vergangen.

Warten wir's ab.

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