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Donnerstag, 15. März 2012

der schornsteinfeger

es ist an der zeit, dass ich mich wieder einmal einem der wirklich wichtigen themen dieses weblogs widme, wie es auch im untertitel steht: dem vermieter.

tibetorchidee - pleione formosana

der meine lebt im selben haus und hat so seine eigenheiten, wie einige von euch ja bereits wissen. meistens sind diese für mich schon so dermaßen alltäglich, dass sie mir trotz aller ungeheuerlichkeit schon kaum noch auffallen.

zur erinnerung: wir leben auf dem aleMANNischen lande. der mann ist katholisch. der katholische mann hält sich für das herrgöttle himself, denn der herrgott hat ihn schließlich nach seinem ebenbild geschaffen. so steht es in der bibel. und was in der bibel steht, das stümmt.

neulich, als ich nachmittags von der arbeit kam, hing am treppengeländer zu meiner wohnung ein zettel vom schornsteinfeger: „komme morgen zwischen 8uhr und 9uhr30.“ normalerweise bin ich um diese zeit beschäftigt mit riesenmilchkaffee, zähneputzen, katzefüttern, antifaltencreme, frühstücksbrot belegen und dem weg in den verlag. arbeitsbeginn ist allerspätestens halb zehn. ich bin noch in der probezeit. es ist wichtig, pünktlich zu sein.

der schornsteinfegertermin war sehr kurzfristig (nicht mal 15 stunden) und zu einer für mich ungünstigen uhrzeit. ich mag es nicht, wenn mein tagesablauf durcheinander gebracht wird. erst recht nicht schon am frühen morgen. ich brauche die zeit für mich, um die alpträume der nacht zu sortieren und mich auf die herausforderungen des vor mir liegenden tages einzustellen.

ich mag es auch nicht, wenn fremde männer vor der wohnungstür stehen, einlass begehren und durch meine privateste privatsphäre latschen. als sei es das selbstverständlichste von der ganzen welt, bei einer fremden frau einzudringen und das auch noch vor deren wachwerden. trotzdem: der schornsteinfeger muss seine arbeit machen. außerdem bringt er ja auch angeblich ein bißchen glück mit. immer herein damit.

also bin ich extra früher aufgestanden, habe den schon seit jahren nicht mehr benutzten kaminofen freigeräumt und geputzt, die wohnung mehr aufgeräumt als sonst. wohnung, ofen, katze und ich waren ausnahmsweise schon in der früh um punkt acht uhr präsentabel und gesellschaftsfähig und nur ein ganz kleines bißchen schlecht gelaunt.

so saßen wir hier in bester erwartung und in der großen hoffnung, der herr schornsteinfeger möge bitte möglichst bald kommen, so dass ich noch rechtzeitig am arbeitsplatz sein konnte. des herrgotts turmuhr schlug die stunden: viertel, halb, dreiviertel, punkt neun, der schornsteinfeger kam nicht. viertel nach neun rief ich mein verlagsteam an, dass ich unmöglich pünktlich sein könne – der handwerker habe mich versetzt.

ich hasse es, warten gelassen zu werden. ich werde wütend, wenn andere meine zeit verschwenden. ich konnte es nicht ändern und wartete bis 9uhr40. immer noch kein schornsteinfeger. als ich endlich auf dem weg in die redaktion die treppe runterfegte, war der schornsteinfeger-ankündigungszettel weg, lag vor der wohnung der vermieter. die hatten ihn also abgemacht. war der böse schwarze mann doch dagewesen? hatte er mich vergessen? war er unverrichteter dinge wieder gegangen, ohne mir bescheid zu sagen?

ich klingelte, wollte beim vermieter nachfragen. keiner macht auf. keiner da. ich war sauer. der ganze aufwand vergeblich, und dann auch noch zu spät im für mich so wichtigen job. den zettel nahm ich mit.

am abend rief ich den schornsteinfeger an. fragte nach. da erzählt der mir, dass der zettel gar nicht für mich bestimmt war. sondern nur für den hausbesitzer. mein ofen sei ja schon seit jahren stillgelegt, den müsse er nicht mehr kontrollieren. der kollege sei schon kurz nach acht bei uns im haus gewesen. er war jedoch nicht angewiesen gewesen, sich bei mir zu melden. schließlich gab es in meiner wohnung für ihn nichts zu tun. nur beim hausbesitzer. ich hätte also gar nicht zu hause sein müssen. der schornsteinfeger entschuldigte sich vielmals. dieses missverständnis war ihm sehr unangenehm.

da hatte also mein schikanöser herrgottsvermieter den für ihn bestimmten terminzettel einfach mir hingehängt, ohne drüber nachzudenken. er hatte es auch nicht nötig, mich kurz zu informieren, als klar wurde, dass sich der termin für mich erübrigt hatte. statt dessen hängte er den zettel einfach wortlos wieder ab. ich war gar nicht betroffen und hätte wie sonst auch um halb neun das haus verlassen und rechtzeitig arbeiten können.

tags drauf sprach ich ihn darauf an, dass ich das nicht in ordnung fand und dass er zumindest hätte bescheid sagen können – wenn er es schon nicht schafft, sich zu vergewissern, ob seine termine auch für mich gelten und sie mir einfach weiterreicht.

da war der mann so sehr beleidigt, man stelle sich das mal vor. der ärmste ist ein arroganter choleriker, schon von geburt an. der kann nix dafür, dass er so ist. er kommandiert halt gerne andere umeinander und ist niemals verantwortlich für seine fehler. schuld sind immer die anderen. vorzugsweise seine böse mieterin.

er kriegte also schnappatmung und blaffte mich an, mit mir könne man ja sowieso nicht reden und schließlich hätte ich ihn ja anrufen müssen. er hätte das doch nicht gewusst, dass der schorsteinfeger nicht zu mir wollte. er wusste es nicht. aber obwohl es sein job gewesen wäre, das herauszufinden, hat er mir den zettel trotzdem einfach so hingehängt.

das sollte ich mir mal umgekehrt erlauben: dem vermieter termine aufdrücken, die gar nicht für ihn bestimmt sind. dass er derjenige war, der den zettel nicht nur unnötig bei mir aufgehängt, sondern ihn auch noch stumm wieder abgehängt hatte – ohne wenigstens kurz mit mir zu reden, dass es sich erledigt hatte .... vermietergötter dürfen das.

früher hätte ich darauf erst mal einen cognac getrunken, um mich von der palme wieder runterzuholen.
das geht schon lange nicht mehr. solcherlei situationen sind für mich eine große belastung. ich muss es irgendwie aushalten und knirsche mit den zähnen.

ausatmen.
loslassen.
fortsetzung folgt.


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