Achtung. Achtung. Achtung.
Wir sind umgezogen!

Januar 2021

Das Büro für besondere Maßnahmen ist ab sofort erreichbar auf mojour.de

Nach und nach werden alte Beiträge – ggf. aktualisiert und überarbeitet – dorthin umziehen. Bitte folgen ... :-)

Donnerstag, 8. Oktober 2009

besondere maßnahmen IV - kill the cat

ein trauriger tag, es regnet in strömen. ein nasser tag heute.

mafia cioccolata ist tot.



achtzehn jahre zwei monate und elf tage war sie meine treue begleiterin. nach langer schwerer krankheit habe ich sie heute einschläfern lassen. sie wog noch zweieinhalb kilo, und nachdem alles vorbei war hatte sie eine art von posthumem schluckauf.

die tierärztin war hier, in meiner wohnung mit der schönen aussicht. es war ganz friedlich, und es fühlt sich auch richtig an. ich bin dieser katze unendlich dankbar, dass sie so lange bei mir war. sie war eine ganz besondere. natürlich - was sonst?!

ich weine in strömen. es ist ein nasser tag heute.

ich werde mafia cioccolata morgen beerdigen im garten im elsass, direkt neben ihrer mama, sozusagen ein doppelgrab. obenauf blüht schon ein großer busch katzenminze, der ist im letzten halben jahr gut gewachsen. kein wunder, es liegt ja auch bester dünger untendrunter.

ich bin - bei aller trauer - gleichzeitig erstaunlich heiter und fühle mich geradezu befreit. unsere letzten gemeinsamen wochen waren viel trauriger als heute. es war schwieriger, die katze krank und mager und schwach zu sehen, ohne helfen zu können.

für heute war alles gut vorbereitet: mit der tierärztin war schon seit monaten abgesprochen, dass sie dann ins haus kommt. ich hatte sogar ihre handynummer samt erlaubnis, sie jederzeit anrufen zu dürfen.

die sargkiste mit zubehör lag auf dem dachboden parat, und wie bestellt blüht heute die letzte knospe meiner duftendsten lieblingsrose "fisherman's girlfriend".

meine freundin in frankreich freut sich schon, mich wiederzusehen. sie sagte neulich: „dadurch, dass deine katze in meinem garten begraben ist, werden wir immer eine verbindung miteinander haben." so liebevoll kann man das sehen!

ich habe in den nächten der letzten zwei wochen fast nicht geschlafen, weil die kranke katze so unruhig war, mal hier mal da mal jaulte mal daneben pieselte, weil die beine zu schwach waren, um noch über den rand vom katzenklo zu klettern. sie fraß nichts mehr, sie trank viel und spuckte alles in hohem bogen wieder aus.

und immer die angst, wenn ich mal das haus verlassen habe - ob sie noch lebt, wenn ich zurück komme? oder ob sie schon tot in irgendeiner ecke ....

jetzt ist alles friedlich. auch in mir drin. sie liegt da so gemütlich, die ohren gespitzt wie eh und je.

zwischendurch habe ich eine kurze phantasie, dass sie wieder raushüpst aus ihrer weinkiste und grinst "ätschbätsch! - es war alles nur ein trick! wir fangen noch mal von vorne an .... hahah!"

ich erinnere mich an einen abend in der selbsthilfegruppe, ganz am anfang meiner abstinenten zeit. da saß die moderatorin - die damals bereits mir unvorstellbar lang erscheinende zehn jahre abstinent lebte - am kopfende des großen tisches und berichtete, dass ihre katze an dem tag gestorben war. dabei hatte sie tränen in den augen.

ich weiß noch, wie ich damals dachte und das auch sagte: „au weia. DAS würde und werde ich NIEMALS OHNE alkohol überstehen."

dieser abend liegt zehn jahre zurück.
ich habe mich geirrt. ich bin gewachsen.

nun bin ich selbst diese mir damals unvorstellbar langen zehn jahre abstinent. und es tut gut, zu sehen, dass auch ich nun OHNE alkohol ganz gesund mit dem tod meiner geliebten katze umgehen kann.

loslassen ist möglich.
der tod ist kein tabu.
ich finde, damit habe ich viel gelernt in diesem jahr.


--------

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...